Zehntausende machen Front gegen Politiker

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Fast zwei Jahrzehnte erduldeten große Teile der Bevölkerung Bosniens ihre zunehmende Verarmung. Jetzt machen Zehntausende gewaltsam ihrer Empörung über die eigenen Politiker Luft.

Zehntausende verarmte Bosnier haben am Freitag gegen die Politiker ihres Landes demonstriert, denen sie Unfähigkeit und Korruption vorwerfen. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei und schweren Verwüstungen. In der Industriestadt Tuzla im Nordosten Bosnien-Herzegowinas zündeten schätzungsweise 10 000 Protestierende das Gebäude der regionalen Regierung an.

In Sarajevo warfen rund 1000 Demonstranten die Scheiben des Regionalregierungsgebäudes ein, wie Augenzeugen berichteten. Teilweise gewaltsame Proteste gab es auch in Zenica, Bugojno, Cazin, Bihac und in vielen weiteren Städten. „In diesem Land ereignet sich ein Tsunami der bestohlenen Bürger“, sagte Innenminister Fahrudin Radoncic in Sarajevo.

Streit zwischen religiösen Gemeinschaften blockiert das Land

Seit dem Bürgerkrieg (1992-1995) steckt Bosnien in einer von den Politikern verschuldeten Sackgasse, wie das EU-Parlament in Straßburg erst am Vortag wieder gerügt hatte. Wegen des Dauerstreits der muslimischen Bosniaken, der orthodoxen Serben und der katholischen Kroaten ist das gesamte Land blockiert.

Der Staatshaushalt wird zum größten Teil von der ineffektiven Verwaltung und Korruption aufgezehrt. Große Teile der Bevölkerung sind bitterarm. Weil die Industrie zerstört ist und ausländische Investitionen ausbleiben, ist auch keine Besserung in Sicht.

Der Innenminister rief die Regionalregierung in Tuzla auf zurückzutreten. Die Polizisten sollten keine Gewalt gegen ihre Mitbürger anwenden, verlangte der Spitzenpolitiker weiter. Denn die Polizisten hätten wegen Geldmangels nicht einmal „vernünftige Uniformen“ und ihre Familien seien genauso verarmt und von der Politik gebeutelt wie die Demonstranten.