Wulff will bleiben

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Bundespräsident Christian Wulff will ungeachtet des anhaltenden Drucks in seiner Kredit- und Medienaffäre nicht zurücktreten.

„Ich nehme meine Verantwortung gerne wahr“, sagte Wulff am Mittwochabend in einem Interview bei ARD und ZDF. Und fügte hinzu, er wolle gerne seine Bilanz nach fünf Jahren Amtszeit vorlegen. Er übe sein Amt mit Freude aus und wisse, dass er nichts Unrechtes getan habe. Nach der Affäre um seinen Hauskredit steht Wulff massiv in der Kritik. Er hatte mit einem Drohanruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann persönlich versucht, die Berichterstattung darüber zu verhindern.

Wulff räumte am Mittwoch ein, der Drohanruf beim „Bild“-Chefredakteuer sei „ein schwerer Fehler“ gewesen, der ihm leid tue, für den er sich auch entschuldigt habe. Diese Entschuldigung sei ja auch angenommen worden.

Präsident bat um Galgenfrist

Wulff betonte, er habe bei dem Anruf bei Diekmann nicht versucht die Berichterstattung zu verhindern, sondern nur darum gefragt, den Artikel über seine Hausfinanzierung um einen Tag zu verschieben, bis er von seinem Besuch in der Golfregion zurückgekehrt sei. Er bat darum, sein Vorgehen menschlich zu verstehen, auch vor dem Hintergrund der Belastungen seiner Familie. Er habeseine seine Familie schützen wollen. Das gelte auch vor dem Hintergrund dessen, „was im Internet alles verbreitet wird über meine Frau“. Wulff sprach dabei von Fantasien.

Er habe darum gebeten, in der Berichterstattung auch zu erwähnen, dass er selbst den Kreditvertrag und viele Details wie den Namen der Kreditgeberin offenbart habe. Zugleich betonte Wulff, er wolle nicht Präsident in einem Land sein, in dem man sich kein Geld von Freunden leihen könne.

Details ab Donnerstag im Internet

Er habe einen Lernprozess durchmachen müssen. Der Wechsel vom Amt des Ministerpräsidenten in Niedersachsen zum Staatsoberhaupt sei sehr schnell gegangen. Er räume Fehler ein, sagte er mit Blick auf den Anruf bei Medien, um die Berichterstattung zu verschieben. Das Staatsoberhaupt fügte hinzu: „Es gibt auch Menschenrechte – selbst für Bundespräsidenten.“

Auf den Vorwurf, er informiere die Öffentlichkeit nur per Salami-Taktik, erwiderte Wulff, die etwa 400 Anfragen von Journalisten seien von seinem Anwälten umfassend, nach bestem Wissen und Gewissen, beantwortet worden. Da die Anfragen scheibchenweise hereingekommen seien, könnten diese nur scheibchenweise beantwortet werden. Am morgigen Donnerstag sollen alle Details im Internet veröffentlicht werden, kündigte Wulff an.

„Normale und übliche Kondition“

Mit Blick auf das Darlehen der BW Bank sagte der Bundespräsident, es handele sich um normale und übliche Konditionen. Das gesamte Risiko der Zinsentwicklung liege bei ihm, sagte Wulff. Er habe keine Vorteile genossen, es handele sich um ein Angebot wie für andere auch.

Auf seine frühere Kritik unter anderem an Ex-Bundespräsident Johannes Rau angesprochen sagte Wulff, man werde lebensklüger und demütiger. Man müsse vor sich selbst immer wieder Rechenschaft ablegen. Das Amt des Bundespräsidenten sei schwieriger geworden. Er sei fest davon überzeugt, dass er das Amt durch eine Reihe von Aktivitäten wieder gestärkt habe, sagte Wulff.

Sich keiner Schuld bewusst

Der Bundespräsident betonte weiter, er könne bei seinen Urlauben bei befreundeten Unternehmern ausdrücklich keinen Verstoß gegen das niedersächsische Ministergesetz erkennen. Die Landesregierung in Hannover werde sich dazu äußern. Jedem sei freigestellt, den niedersächsischen Staatsgerichtshof anzurufen. Es handele sich bei den Personen auch um Freunde aus Schulzeiten, die er seit seinem 14. Lebensjahr kenne. Er sehe in diesem Punkt kein Unrecht. Wenn alle Politiker ab sofort bei keinen Freunden mehr übernachten dürften oder eine Rechnung für Nächte im Gästezimmer ausstellen müssten, dann würde sich die Republik nicht zum Guten verändern, sagte Wulff.

Wulff sieht sich nach der Beantwortung der rund 400 Fragen nicht als Bundespräsident auf Bewährung. „Den Begriff der Bewährung halte ich für abwegig“, sagte Wulff auf eine entsprechende Frage. Er habe weder als Bundespräsident noch als niedersächsischer Regierungschef gegen irgendein Gesetz verstoßen.

Bei der jetzigen Debatte gehe es vor allem um Transparenz. Es sei nun die Frage, „ob nicht akzeptiert wird, dass auch ein Bundespräsident ein privates Leben hat“. Er betonte, er wolle sich der Verantwortung des Amtes stellen und „nicht gleich bei der ersten Herausforderung weglaufen“. Wem es in der Küche zu heiß sei, dürfe nicht Koch werden.