/ Wollte die Brüsseler Terrorzelle eine schmutzige Bombe?

(dpa/Sebastian Kahnert)
Die Brüsseler Terrorzelle steckte nach belgischen Medienberichten auch hinter einem Spionageangriff gegen einen Atomforscher. Die beiden Selbstmordattentäter Ibrahim und Khalid El Bakraoui wurden nach Informationen der Tageszeitung „La Dernière Heure“ als diejenigen Männer identifiziert, die eine heimlich vor dem Wohnhaus des Wissenschaftlers angebrachte Überwachungskamera abmontierten.
Mit ihr waren Aufnahmen gemacht worden, die Anti-Terror-Fahnder im November bei Ermittlungen zu den Terroranschlägen im Paris entdeckt hatten. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Donnerstag zunächst nicht zu den laufenden Ermittlungen.
Videoaufnahmen
Bislang gilt als unklar, warum der belgische Nuklearspezialist ausspioniert wurde. Eine Theorie lautet, dass von ihm radioaktives Material für eine sogenannte schmutzigen Bombe erpresst werden sollte. Der Wissenschaftler arbeitet im belgischen Nuklearforschungszentrum CEN in Mol. Dieses ist einer der weltweit größten Hersteller von radioaktiven Isotopen für Krebstherapien.
Die Wohnung, in der die verdächtigen Videoaufnahmen gefunden wurden, hatte ein Terrorverdächtiger mit dem Namen Mohamed Bakkali angemietet. Dieser war Ende November in Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris in Belgien festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Waffenlager
In der Wohnung in dem belgischen Ort Auvelais zwischen Namur und Charleroi sollen auch Waffen und Sprengstoff gelagert worden sein. Nach Angaben des belgischen Sender RTBF wird Mohamed Bakkali in dem Testament des Selbstmordattentäters Ibrahim El Bakraoui erwähnt. Weitere Informationen zum Kontext der Namensnennung lieferte der öffentlich-rechtliche Rundfunk allerdings nicht.
Ein Sprecher der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN hatte die Existenz der Überwachungsvideos am Mittwoch in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur als „ziemlich heftig“ bezeichnet.
USB-Stick
Im Dezember 2014 berichteten wird bereits von möglichen Gefahren für Belgiens und Frankreichs Atom-Meiler. Damals war rund 130 Kilometer von Luxemburg entfernt bei einer Routinekontrolle der belgischen Polizei in Ciney ein Verdächtiger aufgefallen (Link). Der Mann aus Frankreich hatte neben dem Koran einen USB-Stick in seinem Auto bei sich, auf dem sich ein detaillierter Plan des nahe gelegenen französischen Atomkraftwerks von Chooz in Frankreich befand.
Zur selben Zeit sorgten in Frankreich Drohnenflüge über Atomkraftwerken für Verwirrung. Bis zum damaligen Zeitpunkt waren „drohnenartige Luftfahrzeuge“ über sieben der 58 französischen Meiler gesichtet worden. Darunter befand sich auch das umstrittene Kraftwerk Cattenom nahe der luxemburgischen Grenze.
Bei den Selbstmordattentaten in Brüssel kamen am vergangenen Dienstag 31 Menschen ums Leben. 300 weitere wurden verletzt. Bei den Pariser Terroranschlägen am 13. November hatte es 130 Todesopfer gegeben.
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