Wohnbaugenossenschaften lohnen sich

Wohnbaugenossenschaften lohnen sich
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Wohnbaugenossenschaften lohnen sich: Das sagt der Schweizer Peter Schmid auf einer Konferenz in Luxemburg, bei der er das Projekt „Mehr als wohnen“, dessen Vorsitzender er ist, vorstellte.

Am Dienstag lud die Vereinigung „Ad-hoc Habitat participatif SC“ zusammen mit dem „Luxembourg Center for Architecture“ (LUCA) und dem „ministère du Logement“ zu einer Konferenz zum Thema „Méi wéi wunnen – Wunnkooperative fir Lëtzebuerg?“ in den „Rotondes“ ein. Dabei ging es um Wohnbaugenossenschaften, die künftig auch in Luxemburg eine nicht nur sozial und ökologisch nachhaltige, sondern auch kostengünstige Alternative zum Wohnungskauf oder Mieten bieten sollen.

Zu Beginn unterstrich Wohnungsminister Marc Hansen, dass im Vorfeld der kommenden Gemeindewahlen Wohnungsbau wieder ein viel diskutiertes Thema sei. Seiner Meinung nach liegt die Verantwortung, mehr und vor allem erschwinglicheren Wohnraum zu schaffen, aber nicht nur bei den Gemeinden, sondern auch beim Staat. Deswegen würde man momentan auch über Alternativen zu klassischen Wohnmodellen nachdenken – so wie Wohngenossenschaften.

Pilotprojekt am Kirchberg

In diesem Kontext verwies Hansen auf das Pilotprojekt am Kirchberg, bei dem auf 3.700 Quadratmetern 30 Wohneinheiten, die solch eine Möglichkeit für kooperatives Wohnen bieten, entstehen sollen. Hierfür arbeitet das Wohnungsbauministerium unter anderem eng mit „Ad-hoc“ zusammen, die bereits seit einigen Jahren viel in diese Richtung unternimmt.

Allerdings, so gaben gleichermaßen Hansen als auch später am Abend die Vertreter von „Ad-hoc“ zu bedenken, gibt es in Luxemburg noch einige juristische Hürden, die überwunden werden müssen, damit solche Projekte vermehrt realisiert werden können – beispielsweise hinsichtlich der Eigentümerfrage.

Im Anschluss an Hansen zeigte Peter Schmid, Präsident der Zürcher Wohngenossenschaft „Mehr als wohnen“, inwiefern die Schweiz in dieser Hinsicht mit ihren rund 2.000 Wohngenossenschaften als Vorbild für Luxemburg dienen könnte. Dort hat die Idee, sich für den Wohnungsbau in Genossenschaften zusammenzutun, nämlich schon seit Längerem Tradition. Dahinter stehen basisdemokratische Prinzipien.

„Urliberale Idee der Mitbestimmung“

„Genossenschaften sind eine urliberale Idee der Mitbestimmung“, so Schmid, „im Gegensatz zu Aktiengesellschaften hat jeder Kopf eine Stimme, und nicht das Kapital.“ Durch diese Möglichkeit zur Mitbestimmung entstehe, so Schmid zufolge, auch ein gewisses Verantwortungsbewusstsein gegenüber den eigenen Nachbarn und dem kollektiven Gut, das man zusammen verwaltet.

So sorgen Wohngenossenschaften letztlich für mehr Engagement innerhalb der Nachbarschaft und dem eigenen Viertel. Aber nicht nur in der Hinsicht bieten sie Vorteile. Dank der günstigen Mietpreise schaffen sie zunächst einmal erschwinglichen Wohnraum – auch für Familien mit niedrigerem Einkommen. Dazu sind die gemeinschaftlichen Infrastrukturen von Genossenschaften der ganzen Stadt dienlich, indem sie beispielsweise Veranstaltungsräume oder Sozialarbeit zur Verfügung stellen. Dadurch wird auch die öffentliche Hand entlastet.

Wohngenossenschaften sind aber nicht nur sozial, sondern auch ökologisch nachhaltig. Das zeigt sich vor allem dadurch, dass die Belegvorschriften oftmals weniger Flächenverbrauch pro Person vorsehen und viel auf erneuerbare Energien gesetzt wird. „Man kann mit oder ohne Genossenschaften bauen“, meinte Schmid abschließend, „aber es lohnt sich, wenn man es mit den Genossenschaften tut.“