Wird das AKW Onagawa das neue Fukushima?

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(dpa)

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Neues schweres Beben in Japan - und wieder gibt es Probleme in den Atomkraftwerken. Im Fokus steht die Anlage in Onagawa. Die Menschen in der Unglücksregion quälen aber noch ganz andere Sorgen.

Nach dem schwersten Nachbeben in Japan seit der Katastrophe vom 11. März richten sich bange Blicke auf die Atomkraftwerke. Bei den Erdstößen der Stärke 7,1 wurde ein weiterer Meiler im Nordosten des Landes beschädigt. In allen drei Reaktoren der Anlage in Onagawa schwappte eine kleine Menge leicht verstrahlten Wassers aus einem Abklingbecken für Brennstäbe, wie der Fernsehsender NHK am Freitag unter Berufung auf den Betreiber berichtete. Außerdem wurden Lecks an acht Stellen gefunden. Die Strahlung rund um den Meiler an der Pazifikküste, 180 Kilometer nördlich vom Krisen-AKW Fukushima, sei aber nicht erhöht.

In mehreren Kernkraftwerken im Nordosten gab es Probleme mit dem Strom, die Notversorgung funktionierte aber. Die Anlagen sind zwar seit dem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0 und dem Tsunami vor vier Wochen abgeschaltet. Die Brennelemente müssen aber weiter gekühlt werden. Dafür wird Strom gebraucht. Die Situation in der Anlage Fukushima Eins, die durch das Beben und den Tsunami am 11. März massiv beschädigt wurde, verschärfte sich dagegen nach Angaben des Betreibers Tepco nicht.

Probleme in Onagawa

Die Kühlung in Onagawa setzte nach dem neuen Beben kurzzeitig aus, berichtet der Sender NHK. Teile der externen Stromversorgung versagten, andere Energiequellen versorgen die Anlage dem Bericht zufolge aber wieder ausreichend. Probleme bereitet den Technikern in dem Werk des Betreibers Tohoku Electric Power auch ein beschädigtes Teil in einen Turbinengebäude, das den Druck regelt.

Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori wurde die externe Stromversorgung für Stunden unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Notversorgung funktionierte aber, mittlerweile ist der Schaden wieder behoben.

Fukushima weitgehend unbeschadet

Im Katastrophen-Kraftwerk Fukushima habe es keine neuen Schäden gegeben, wie Betreiber Tepco mitteilte. Techniker kämpfen dort seit Wochen gegen einen drohenden Super-GAU. Die Kühlung der Reaktoren mit Wasser funktioniert weiter, berichtete die Agentur Kyodo. Es wurde nach Angaben von Tepco auch weiter Stickstoff in das Reaktorgehäuse am Block 1 eingeleitet.

Die Stickstoff-Aktion läuft seit Donnerstag. Das Gas soll das brisante Luftgemisch im Innern verdünnen und so verhindern, dass es zu neuen Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt. Kyodo meldete, der Energiekonzern wolle über sechs Tage fast 6000 Kubikmeter Stickstoff zuführen. Die Reaktorblöcke 2 und 3 könnten folgen.

Evakuierungszone wird erweitert

Unterdessen denkt die japanische Regierung über eine Erweiterung der Evakuierungszone um den Katastrophenreaktor nach. Japanische Medien berichteten, die Regierung könnte auch den Bewohnern außerhalb eines 30-Kilometer-Radius‘ um Fukushima raten, das Gebiet zu verlassen. Die Entscheidung soll nach Angaben von Regierungssprecher Yukio Edano in den nächsten Tagen fallen.

Das japanische Kaiserpaar traf erneut Opfer der Atomkatastrophe von Fukushima. Kaiser Akihito und seine Frau Michiko besuchten in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama eine Schule, in der rund 1200 Menschen Zuflucht gefunden haben. Die Evakuierten stammen aus der Region, in der das zerstörte Kernkraftwerk Fukushima Eins steht. Ministerpräsident Naoto Kan will am Sonntag in die Krisenregion reisen.

Ein Todesopfer, viele Verletzte

Bei dem schweren Nachbeben in der Nacht zum Freitag starb nach jüngsten Angaben ein Mensch, mehr als 250 wurden verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji Press. Zuvor war von vier Toten die Rede gewesen. Die neuen Erdstöße lösten zahlreiche Brände aus. Straßen wurden gesperrt und Züge angehalten. Unzählige Haushalte waren ohne Wasser und Strom. Vereinzelt fielen Telefonnetze aus. Die Behörden warnten vor möglichen weiteren schweren Nachbeben in der Region.

Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS 66 Kilometer östlich von Sendai, das bereits am 11. März verwüstet worden war. Bei der Katastrophe starben jüngsten Polizeiangaben zufolge 12 750 Menschen, mehr als 14 700 gelten als vermisst.