„Wir werden für dumm verkauft“

„Wir werden für dumm verkauft“
(Jean-Claude Ernst)

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2014 soll laut Arbeitsminister Nicolas Schmit in Marnach Schluss sein mit der umstrittenen Antennenanlage. Die Gegner kritisieren das Datum und wittern eine Verzögerungstaktik.

Fast zehn Jahre wurde gefochten, drei Gerichtsurteile gesprochen und eine ministerielle Mahnung hat es gedauert, bis eine Entscheidung fallen mußte: „Die umstrittene Sendeanlage von Marnach soll 2013 geschlossen werden,“ hatte Arbeitminister Nicolas Schmit noch im Mai bei einem Treffen mit der der Marnacher Bürgerinitiative „Fir méi Liäwensqualitéit“ angekündigt. Am Dienstag fiel jetzt im Abgeordnetenhaus das Datum 2014, im Jahr der Parlamentswahlen.

„Das hat uns überrascht,“ so die Präsidentin der Bürgerinitiative, Romy Karier, am Mittwoch gegenüber Tageblatt.lu. Am 3. Oktober läuft eigentlich die Betriebsgenehmigung für den Betreiber, das Broadcasting Center Europe (BCE), aus. Laut Schmit soll in einer geplanten verlängerten Betriebserlaubnis ein Datum für die Abschaltung der Antennen festgelegt werden, heißt es.

Keine Grenzwerte eingehalten

„Damit läuft die Anlage länger als uns zugesagt wurde. Zudem stellt sich die Frage, ob in der neuen Betriebserlaubnis auch der Grenzwert für Strahlenbelastung von drei Volt pro Meter festgelegt wird,“ so Romy Karier. Bislang wurde im Umfeld der Anlage teilweise das Neunfache der von der EU und der ITM (L’Inspection du travail et des mines) festgelegten Werte gemessen.

„Wie kann ein Unternehmen, was sich seit acht Jahren an keine Strahlungsgrenze hält und sich damit in der Illegalität befindet, noch weitere drei Jahre senden? Wir werden für dumm verkauft. Es gibt klare Gesetze und Regeln. Anscheinend gelten die aber nicht für alle,“ unterstreicht Romy Karier.

Dachrinne als Radio

Die starke Sendeleistung der Antennen auf den Hügeln bei Marnach ist über die Grenzen hinaus bekannt. Die Masten senden mit bis zu 1,2 Megawatt. Einfach erklärt: Damit könnte man theoretisch 1.500 Haushalte mit Strom versorgen. Oder wie man in Marnach sagt, eine Dachrinne reicht als Antenne, um die Sender zu empfangen. Die Bewohner berichten, dass der Fernsehempfang, aber auch andere elektronischen Haushaltsgeräte, von den Antennen beeinflusst werden. Auch über Krankheitsfälle im Zusammenhang mit den Antennen wird berichtet.