„Wir müssen Jacques Santer vorladen“

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Am Montag wird die neue Untersuchungskommission, die die Affären rund um den Geheimdienst unter die Lupe nehmen soll, zum ersten Mal tagen.

Aus diesem Anlass hat sich das Tageblatt mit François Bausch, dem Berichterstatter der Kommission, unterhalten.

François Bausch, Berichterstatter der Geheimdienst-Untersuchungskommission, im Tageblatt-Gespräch. (Bild: Fabrizio Pizzolante)

Hat die Geheimdienst-Kontrollkommission – so wie Jean-Claude Juncker behauptet – schon vor Jahren die ominösen 300.000 Akten untersucht?

François Bausch: „Das stimmt nicht. Im Rahmen der Stay-Behind-Ermittlungen waren Charles Goerens und Ben Fayot im Archiv des Geheimdienstes. Sie haben aber nur einzelne Kärtchen gesehen, die ihnen herausgelegt wurden. Nach anderen Sachen zu suchen, wäre gewesen, wie nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen zu suchen.

Der Geheimdienst war nicht verpflichtet, uns pro-aktiv zu informieren. Wenn die Kommission damals aber gewusst hätte, dass so viel da lagert, dann wäre unser Interesse deutlich größer gewesen. Mit Marco Milles Informationen wurden zwei, drei Stichproben gemacht – und wir wurden sofort fündig. Unser Fraktionssekretär, Abbes Jacoby, beispielsweise wurde bis 1990 vom Geheimdienst fotografiert und beschattet. Ich glaube jedoch nicht, dass er eine Gefahr für die Staatssicherheit darstellte.“

Haben Sie keine Angst, dass nun Akten verschwinden werden?

F.B.: „Das Archiv ist mittlerweile zugesperrt und versiegelt. Auch hat der Geheimdienst einen neuen Direktor. Ich habe keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Ich gehe davon aus, dass man uns das komplette Archiv zur Verfügung stellt.“

Gibt es ein Dossier über François Bausch?

„Ich habe danach gesucht. Aber es ist wohl, wie Marco Mille in dem Gespräch mit Jean-Claude Juncker sagte: Im Jahr 2004 wurde das Archiv ‚gebotzt‘. Karteien von Abgeordneten wurden rausgenommen. Ich hatte eine rebellische Jugend: Ich war Trotzkist und 1982 in der Friedensbewegung aktiv. Daher schließe ich nicht aus, in Zukunft noch etwas zu finden, möglicherweise in Karteikarten über Organisationen, in denen ich tätig war.“

Das gesamte Interview mit François Bausch finden Sie am Montag im Tageblatt.