Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat scharfe Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik geübt. Er verteidigte den Grenzzaun zu Serbien als Erfüllung von der EU-Verpflichtung seines Landes.
03.09.2015. Der Grenzzaun zwischen Ungarn und Serbien steht. (Tageblatt/Santi Palacios)
Ungarns Premierminister kritisiert den europäischen Kurs in der Flüchtlingspolitik und verteidigt gleichzeitig die Grenzabsperrung. (Tageblatt/Santi Palacios)
Über jede andere Frage zur Flüchtlingskrise "lohnt es sich nur dann zu sprechen, wenn die Flut aufgehalten worden ist", sagt Orban. (Tageblatt-Archiv/Leonhard Foeger)
Inzwischen sitzen hunderte Flüchtlinge am Budapester Ostbahnhof fest, darunter viele Kinder. Die ungarischen Behörden lassen sie bis auf weiteres nicht per Zug weiter nach Europa zu reisen. (Tageblatt-Archiv/Leonhard Foeger)
26.08.2015. In einem mit Flüchtlingen überfüllten Erstaufnahmelager in Ungarn ging die Polizei mit Tränengas gegen die Migranten vor. (dapd/Csaba Segesvari)
Auslöser der Beschwerde der Flüchtlinge war demnach, dass Kinder bei Regen im Freien spielen mussten. (dapd/Csaba Segesvari)
Ungarn errichtet derzeit an der Grenze zu Serbien einen 175 Kilometer langen Grenzzaun, dessen erste Sperrlinie - ein bis zu eineinhalb Meter hoher Stacheldraht - fast fertiggestellt ist. (dapd/Csaba Segesvari)
Ungarn liegt auf der sogenannten Balkan-Route, über die Flüchtlinge vor allem aus dem Nahen Osten und Afghanistan in die Mitte Europas kommen. (dapd/Csaba Segesvari)
Ab Mitte September schicken Ungarns Behörden 2.100 Soldaten, die sogenannten "Grenzjäger", zum Einsatz am Grenzzaun. Auch eine Armee gegen Flüchtlinge ist in Planung. Die nötigen Gesetzesänderungen sollen Anfang September bereits im Parlament diskutiert werden. (dapd/Attila Kisbenedek)
Der ungarische Regierungschef Viktor Orban hat die EU-Flüchtlingspolitik scharf kritisiert und zugleich die Maßnahmen seiner Regierung wie etwa den Bau eines Grenzzauns verteidigt. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstagsausgabe) beklagte sich Orban über eine „verfehlte Einwanderungspolitik“ der EU.
„Jeder europäische Politiker ist verantwortungslos, der Einwanderern Hoffnungen auf ein besseres Leben macht und dazu ermuntert, alles zurückzulassen, um unter Einsatz ihres Lebens in Richtung Europa aufzubrechen“, schrieb Orban.
„Wir machen das nicht aus Spaß“
„Deshalb ist der Zaun, den wir Ungarn bauen, wichtig. Wir machen das nicht aus Spaß, sondern weil er notwendig ist“, fügte der rechtsgerichtete Ministerpräsident hinzu. Es sei „ziemlich deprimierend, dass außer uns Ungarn – oder den Spaniern – niemand die Grenzen Europas beschützen will.“
Über jede andere Frage zur Flüchtlingskrise „lohnt es sich nur dann zu sprechen, wenn die Flut aufgehalten worden ist“, heißt es in dem Gastbeitrag weiter. „Wer überrannt wird, kann niemanden aufnehmen“, mahnte Orban in der „FAZ“.
Grenzzaun in der Kritik
Der ungarische Regierungschef stellte in seinem Beitrag außerdem die Frage, ob es nicht grundsätzlich besorgniserregend sei, „dass die christliche Kultur Europas bereits kaum noch in der Lage ist, Europa in der eigenen christlichen Wertordnung zu halten?“
In Ungarn sind derzeit tausende Flüchtlinge gestrandet, die von Griechenland über die Westbalkanroute einreisen. Vergangene Woche hatte Ungarn die Errichtung einer Stacheldrahtbarriere an der Grenze zu Serbien abgeschlossen. Der Grenzzaun stieß in der EU auf Kritik.
Daisy Schengens Laufbahn beim Tageblatt begann 2010 als Online-Redakteurin, später in der Lokalredaktion, bevor sie leitende Redakteurin des Magazin-Hefts wurde. Ihre Schwerpunkte umfassen die Themengebiete Gesundheit und Ernährung. Die gebürtige Bulgarin hat einen Magisterabschluss in Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Trier. Mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Sohn lebt sie an der Mosel. Wenn sie nicht über Genuss und Gesundheit schreibt, widmet sie sich dem Tanz(-sport).
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können