Wie Firmenchefs über Liebschaften stolpern

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CIA-Chef David Petraeus war beileibe nicht die erste Führungskraft in den USA, der eine Affäre zum Verhängnis wurde. Eine Übersicht über prominenteste Fälle.

Wohl selten hat eine Liebschaft für solche Schlagzeilen gesorgt wie bei CIA-Chef David Petraeus und seiner Biographin Paula Broadwell. Von einer Gefahr für die nationale Sicherheit der USA war die Rede. Der ehemalige Vier-Sterne-General musste gehen, während die Affäre immer undurchsichtiger wird. Sein Schicksal teilen zahlreiche Konzernchefs in den Vereinigten Staaten, die wegen Liebschaften ihre Jobs verloren. Dabei war es gar nicht immer die Affäre selbst, die der Grund für den Rauswurf war. Manche Manager vergnügten sich schlicht auf Firmenkosten.

Mark Hurd, Hewlett-Packard: Mit dem Rauswurf von Mark Hurd im August 2010 begann der Niedergang des einstmals weltgrößten Computerkonzerns Hewlett-Packard. Hurd war eine Liaison mit einer blonden Schönheit eingegangen, die für HP hin und wieder auf Veranstaltungen jobbte. Wie weit das Techtelmechtel ging, wurde nie ganz geklärt. Zu Intimitäten soll es nie gekommen sein, versicherten beide Seiten. Der Manager lud die Gelegenheits-Schauspielerin und alleinerziehende Mutter jedenfalls mehrfach auf Firmenkosten zum Essen ein – das war letztlich der Grund, ihn abzusägen.

Der Abgang erwies sich für HP als verhängnisvoll. Hurd hatte HP ohne größeren Schaden durch die Wirtschaftskrise gesteuert, indem er das Geschäft breiter aufstellte und zudem einen rigiden Sparkurs fuhr. Nun kam mit Léo Apotheker der aus Deutschland stammende Ex-Chef des Software-Konzerns SAP an die Macht. Er wollte das angestammte Computergeschäft abspalten und übernahm stattdessen den britischen Software-Entwickler Autonomy. Dieser Zukauft entpuppte sich als Milliardengrab. Zudem verloren die Kunden das Vertrauen in HP und die Verkäufe von Computern und Druckern brachen ein.

Apotheker ist längst gegangen, seine Nachfolgerin Meg Whitman muss einen Milliardenverlust nach dem nächsten verkünden. Hurd dagegen traf es gut: Er ist nun beim Software-Konzern Oracle seines Freundes Larry Ellison und führt dort das Tagesgeschäft. Von neuen Affären ist nichts bekannt.

Brian Dunn, Best Buy: Auch dieser Abgang eines Firmenchefs kam zur Unzeit. Der größte US-Elektronikhändler Best Buy – quasi der Media Markt der Vereinigten Staaten – schasste im April seinen Topmanager Brian Dunn. Er soll eine enge Beziehung zu einer wesentlich jüngeren Mitarbeiterin gehabt haben. Auch Firmengründer und Verwaltungsratschefs Richard Schulze stolperte über die Affäre, weil er Hinweise auf Dunns Verhalten für sich behielt. Best Buy blieb führungslos zurück in einer Zeit, in der Online-Händler wie Amazon die Kunden abspenstig machten.

Christopher Kubasik, Lockheed-Martin: Diese Affäre flog nur wenige Stunden nach dem Ausscheiden von CIA-Chef Petraeus auf. Christopher Kubasik hätte eigentlich im Januar neuer Chef des US-Rüstungsriesen Lockheed-Martin werden sollen. Doch der bisher für das Tagesgeschäft zuständige Manager ging eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin ein. Lockheed-Martin sprach von einem Bruch der Ethik-Regeln, Kubasik musste gehen. Neue Lockheed-Chefin wird nun mit Marillyn Hewson eine Frau.

Harry Stonecipher, Boeing: Schon etwas länger zurück liegt der Rauswurf von Boeing-Chef Harry Stonecipher. Er stürzte 2005 ausgerechnet über Ethik-Richtlinien, die er selbst mit auf den Weg gebracht hatte, indem er eine Affäre mit einer „weiblichen Führungskraft“ einging, wie es damals hieß. Boeing forderte ihn öffentlich zum Rücktritt auf. Stoneciphers Ehefrau, mit der er 50 Jahre verheiratet war, reichte die Scheidung ein.

Es war mehrfaches Pech für den vielgelobten Spitzenmanager: Stonecipher war eigentlich schon im Ruhestand, als Boeing ihn zwei Jahre zuvor zurückgeholt hatte, um kurzfristig als Firmenlenker einzuspringen. Der bisherige Konzernchef war wegen eines Skandals um Pentagon-Bestellungen zurückgetreten. Jim McNerney übernahm letztlich das Ruder und führt Boeing noch heute.