/ Wie ein Stück Luxemburg verschwindet

Nicht nur Einwohner der Gemeinde Böwingen trafen sich hier, nein, aus der gesamten Region, ja aus allen Landesteilen kamen die Gäste des Finsterthals und seiner „Hostellerie“. Erinnerungen an schöne Stunden werden wach. Nach dem Sonntagsspaziergang war es fast zur Tradition geworden, in der „Hostellerie du Finsterthal“ einzukehren. „Komm, mir ginn eng gutt Hameschmier iessen“, hörte ich meinen Vater oft sagen.
Die Adresse war bestens bekannt und so traf sich dort Sonntag für Sonntag eine Stammklientel. Als Kinder haben wir diese Ecke sehr gemocht, konnten wir doch draußen spielen und auf Entdeckungsreise in die angrenzenden Wälder ziehen, weit weg vom Straßenverkehr.
Lang, lang ist es her. Die „Hostellerie“ war in der Zwischenzeit auch zu einer Topadresse für Familienfeiern geworden. Die Zahl der Geburtstage, Kommunionen, Verlobungen, Hochzeiten und Firmenjubiläum, die hier gefeiert wurden, grenzt wohl an eine fünfstellige. Dazu kamen die „Einheimischen“, die ihren Stammtisch in „ihrer Hostellerie“ hatten und sich dort zum Aperitif oder zum Kartenspielen trafen.
Der Glanz war weg
Doch mit der Zeit verlor das Hotel-Restaurant mit seinen einst schönen Außenanlagen viel an Glanz. Die Eigentümer, die in einem immer schnelleren Rhythmus wechselten, versuchten zwar noch jeweils ihr Bestes, doch die übers Land hinweg bekannte „Hostellerie“ sollte langsam, aber sicher in Vergessenheit geraten.
Der zunehmend desolatere Zustand der Gebäulichkeiten, darunter auch das Nebengebäude, in dem zu einem gewissen Zeitpunkt sozial schwache Mitmenschen untergebracht wurden, wirkte keinesfalls mehr einladend, ganz im Gegenteil.
Im Jahre 2009 entschied sich die Eigentümerin, den Betrieb einzustellen. Langsam, aber sicher wurde aus dem einst schicken Gebäudekomplex eine wahre Schmuddelecke. Die Gemeinde war sich dessen schnell bewusst geworden und schloss am 9. September 2009 mit der Eigentümerin eine Vereinbarung ab, durch die das 1,6 Hektar große Areal der einstigen „Hostellerie du Finsterthal“ in den Besitz der Gemeinde gelangte.
Viele Ideen …
In der Tageblatt-Ausgabe vom 13. Oktober 2009 stand Folgendes zu lesen: „Für die Summe von 550.000 Euro wird nach Erledigung aller administrativen Formalitäten dieses geschichtsträchtige Gastronomiegebäude (Restaurant mit Wohnung, Wohnstudios und ausgedehntem Platz) von der Gemeinde Böwingen/Attert übernommen. Mit sieben Stimmen gegen eine wurde diese Vereinbarung angenommen.“
In den Folgejahren wusste man aber nicht so recht, was man mit dem Gebäudekomplex anfangen sollte. Es lagen immer wieder neue Ideen auf dem Ratstisch, doch … Zu einem gewissen Moment ging sogar die Rede davon, das gesamte Areal wieder zu veräußern.
Idyllischer Ort
In der Gemeinderatssitzung vom 30. Juli 2014 wollten die Gemeinderäte einmal mehr von Bürgermeister Paul Mangen wissen, welche Zukunft denn nun das Finsterthal haben könnte. Nach einem erneuten Gedankenaustausch, der wiederum in verschiedene mögliche Richtungen ausschweifte, kam der Gemeinderat lediglich zum Schluss, dass eine Wiederveräußerung dieser Immobilie doch nicht die Lösung sein könnte.
Einige Räte hegten den Wunsch, dass an diesem idyllischen Ort wieder, wie einst, ein behaglicher Hotel-, Restaurant- und Gaststättenbetrieb entstehen sollte. Bürgermeister Mangen erinnerte damals an eine Unterredung vor Jahresfrist mit dem „Office social“ aus Mersch, in der erneut die Idee aufkam, man solle diesen Gebäudekomplex einem sozialen Zweck zuführen. Leider seien aber diese Gedanken noch immer wirklichkeitsfern.
Acht Jahre vergangen
Zurückbehalten wurde, dass „man vorerst die Fühler bei verschiedenen Ministerien ausstrecken werde, die ein bestimmtes Interesse zu diesem Immobilienkomplex hegen könnten und die der Gemeinde mögliche Wege und Richtungen aus einer für den Moment eher ratlosen Lage angeben könnten“, hieß es im Jahr 2014.
Es sollten weitere Jahre ins Land ziehen, ohne dass sich in diesem Dossier Konkretes abbildete. Im vergangenen Jahr verfolgte der Schöffenrat aber dann doch eher die Idee, im Finsterthal wieder einen Hotel-Restaurantbetrieb aufleben zu lassen.
Als wir im Herbst letzten Jahres Näheres über das Projekt wissen wollten, wurde uns gesagt, es sei noch etwas zu früh, darüber zu berichten, da noch nicht alle Einzelheiten vorlagen. Auch heute scheinen die Pläne noch nicht ganz ausgereift zu sein, auch wenn das Architektenbüro Becker in der letzten Gemeinderatssitzung vom 30. März das Projekt eines neuen Hotel- und Restaurantbetriebes vorgestellt hat.
Interessante Pläne
Die Vorplanung zeigte den Neubau einer Hotelanlage mit Restaurant, Tagungsräumen, Ferienwohnungen sowie Außenanlagen. Dabei war ersichtlich, dass das neue Gebäude die Silhouette des jetzigen Gebäudes in großen Zügen beibehalten soll. Alle Räte freundeten sich mit diesen Plänen an, trotzdem wollte man noch weitere Einzelheiten, zum Beispiel zur späteren Wirtschaftlichkeit, haben, bevor man das Projekt auf die Schienen setzt. Der Schöffenrat erhielt die einstimmige Unterstützung des Gemeinderates, in dieser Sache weiter zu planen.
Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit demnach noch immer nicht gesprochen.
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