Westen steht in der Kritik

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(dpa)

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Die Ukraine sieht sich im Fall Timoschenko ungerechterweise an den Pranger gestellt. Man dürfe nicht alles glauben, was die inhaftierte Oppositionsführerin von sich gibt, meint Regierungschef Asarow.

Der ukrainische Regierungschef Nikolai Asarow hat den Westen im Fall Julia Timoschenko vor Voreingenommenheit gewarnt und zur Mäßigung aufgerufen. Angaben der Oppositionsführerin zu angeblichen Misshandlungen in der Haft dürften nicht ungeprüft übernommen werden, schrieb Asarow am Freitag im sozialen Netzwerk Facebook.

Asarow riet dem Westen zur Vorsicht: „Jede Information, vor allem wenn es um aufsehenerregende Politik geht, sollte maximal geprüft werden mit verschiedenen Mitteln.“ Niemanden lasse es kalt, wenn behauptet werde, dass eine Frau im Gefängnis misshandelt worden sei. Die Ermittlungen der vergangenen Tage hätten die Anschuldigungen Timoschenkos gegen den ukrainischen Strafvollzug allerdings widerlegt, schrieb der Regierungschef. „Eins lässt sich genau sagen: Schläge oder Gewalt gegen Timoschenko hat es nicht gegeben.“

Im Zentrum der Aufmerksamkeit

Zuvor hatten auch unabhängige Medien in Kiew Zweifel an Timoschenkos Darstellung geäußert, dass Wächter sie verprügelt hätten. Die wegen Amtsmissbrauchs inhaftierte 51-Jährige hatte Fotos mit blauen Flecken an Bauch und Armen präsentiert. Die Staatsanwaltschaft hatte indirekt die Vermutung geäußert, dass die Politikerin sich die Hämatome selbst zugefügt haben könnte, um die internationale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Timoschenkos Familie wies die Vorwürfe zurück.

Timoschenko, die an einem Bandscheibenvorfall leidet, hatte am Freitag eingewilligt, sich in der Ukraine behandeln zu lassen. Sie soll am kommenden Dienstag ins Zentrale Eisenbahnerkrankenhaus von Charkow gebracht werden. Dort werde ein Arzt der Berliner Charité, aus deutschland, mit Unterstützung einheimischer Kollegen sofort mit der Behandlung beginnen.

Hungerstreik belastet Timoschenkos Gesundheit

Die Oppositionsführerin ist nach eigenen Angaben seit zwei Wochen im Hungerstreik. Wie ihre Tochter Jewgenija Timoschenko mitteilte, hat sich ihr Befinden in den vergangenen Tagen weiter verschlechtert. Bei Fortdauer ihres Hungerstreiks wollten die ukrainischen Behörden eine Zwangsernährung nicht ausschließen.

Timoschenko, erbitterte Gegnerin von Präsident Viktor Janukowitsch, war im vergangenen Jahr in einem international umstrittenen Prozess wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Kritiker sprachen von Rachejustiz.