Wer wird Präsidentschafts-Kandidat?

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(dpa)

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Frankreichs Links-Wähler haben am Sonntag bestimmt, wer nächstes Jahr für die Sozialisten gegen Nicholas Sarkozy ums Präsidentenamt kämpfen wird. Es dürfte nach ersten Hochrechnungen François Hollande sein.

Nach Auszählung von knapp der Hälfte der Wahlzettel kam Hollande am Sonntagabend auf 56,53 Prozent, seine Rivalin Martine Aubry auf 43,47 Prozent. In großen Scharen haben Frankreichs Links-Wähler den Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Frühjahr bestimmt. Bei der Stichwahl am Sonntag trat die Parteichefin Martine Aubry (61) gegen ihren Vorgänger François Hollande (57) an. Noch vor Bekanntgabe des Siegers feierte die größte Oppositionspartei des Landes ihre erste offene Vorwahl nach US-Vorbild als großen Erfolg.

Nach ersten Schätzungen ging die Parti Socialiste (PS) von mehr als drei Millionen Wähler aus. Auch in Luxemburg hatten Franzosen die Möglichkeit abzustimmen. Unmittelbar nach Schließung der Wahlbüros um 1900 Uhr betonte Interiums-Parteichef Harlem Désir mit Blick auf die Beteiligung: „Wir werden alle unsere Erwartungen übertreffen.“

„Demokratische Mobilisierung“ als Erfolg gewertet

Désir wertete die „demokratische Mobilisierung“ der Vorwahl als Erfolg und rief für den bevorstehenden Wahlkampf zur Geschlossenheit auf. Bereits am Mittag hatte es erste Hinweise auf eine sehr hohe Beteiligung bekannt, die über der der ersten Wahlrunde (2,7 Millionen) liegen könnte. Darunter waren auch viele Wähler, die zuvor nicht abgestimmt hatten, was die Prognosen erschwerte. Unklar war daher am Abend zunächst, wer von den beiden Kandidaten das Rennen machen würde. Erste aussagefähige Hochrechnungen wurden für die Nacht erwartet, das Endergebnis frühestens für Montag.

Nach jüngsten Prognosen lief es auf Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus. Hollande ging als Favorit in die Vorwahl, doch Aubry hatte zuletzt in Umfragen stark aufgeholt. Sie betonte bei ihrer Stimmabgabe, dass sie nicht für eine Spaltung, sondern die Sammlung der Linken stehe. Das gelte auch auf europäischer Ebene, wo ein politischer Wandel ebenfalls nötig sei. Beide Spitzenpolitiker hatten bei der ersten Vorwahlrunde die meisten Stimmen, aber keine absolute Mehrheit erzielt.

Alle linksgerichteten Franzosen aufgerufen

Zur Abstimmung aufgerufen waren alle linksgerichteten Franzosen unabhängig davon, ob sie der PS angehören. Auf das konservativ-rechte Regierungslager übt der Erfolg der Vorwahlen Druck aus, selbst ein ähnliches Verfahren zu organisieren. Sämtliche Spitzenpolitiker haben allerdings bisher betont, dass man erst bei den übernächsten Wahlen 2017 darüber nachdenken werde. Für 2012 sei Sarkozy der „natürliche Kandidat“.

Der in einem Popularitätstief sitzende Sarkozy will nach Informationen der französischen SonntagsZeitung „Journal du Dimanche“ nach der Bestimmung seines Herausforderers mit seinem eigenen Wahlkampf für eine Wiederwahl beginnen. Das Blatt berichtet, er wolle sich nach dem EU-Gipfel in Brüssel am 24. Oktober in einer einstündigen Sondersendung an die Nation wenden. Dabei werde es am Vorabend des G20-Gipfels in Cannes vorrangig um die Finanzkrise und die Aktionen Frankreichs auf dem internationalen Parkett gehen.