Wer tut was im Fall MH370?

Wer tut was im Fall MH370?
(AP)

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Acht Länder und zwei Konzerne suchen das vermisste Passagierflugzeug der Malaysia Airlines. Dessen Verschwinden gibt weiter Rätsel auf.

Staaten wie Malaysia, China, Thailand oder die USA sowie Unternehmen wie Boeing und Rolls-Royce: Im Fall des verschollenen Flugs MH370 der Malaysia Airlines haben die Akteure verschiedene Interessen. Ein Überblick:

Malaysia

Der Staat hat die Federführung bei der Suche und den Ermittlungen, weil es Heimatland der betroffenen Fluggesellschaft ist. Experten haben die schleppende Informationspolitik und das Durcheinander mit widersprüchlichen Angaben scharf kritisiert, allen voran China. Malaysia verteidigte sich, dass der Fall beispiellos sei. Die Luftwaffe hat zwei Schiffe im südlichen Korridor und einen Super-Lynx-Helikopter. „Wir arbeiten pausenlos und haben unsere nationale Sicherheit bei der Suche nach dem verschwundenen Flugzeug hintangestellt“, versicherte Regierungschef Najib Razak.

China

Ein Spezialistenteam aus China hilft in Malaysia bei der Koordinierung der Suchbemühungen. Zusammen mit Kasachstan sucht China auf der möglichen Flugroute nach Norden, die das Flugzeug nach seiner Kurswende genommen haben könnte. Im Golf von Thailand sind acht chinesische Schiffe im Einsatz und warten auf neue Befehle, nachdem die Suche ausgeweitet wurde. Zwei weitere Schiffe sind in den Gewässern vor Singapur. Auch chinesische Frachtschiffe halten nach dem Flugzeug Ausschau. Zusätzlich sind eine Reihe von chinesischen Suchflugzeugen in der Region. China hat auch 21 Satelliten neu ausgerichtet, um das Flugzeug oder eventuelle Wrackteile aufzuspüren. Es gibt scharfe Kritik in China an der Informationspolitik Malaysias und den bisherigen Suchbemühungen, die angesichts der jüngsten Enthüllungen als vergeudet angesehen werden. Mehr als 150 der 239 Insassen des verschollenen Flugzeugs waren Chinesen.

USA

Ermittler in den USA suchen insbesondere nach Hinweisen auf einen möglichen terroristischen Hintergrund und haben dafür auch die Passagierdaten mit ihren riesigen Datenbanken abgeglichen. Teils sind ihnen die Hände gebunden, da malaysische Behörden die Bundespolizei FBI bislang nicht um mehr Unterstützung gebeten haben. „Wir haben einfach nicht das Recht, die Ermittlungen zu übernehmen“, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter laut „New York Times“ Neben zwei FBI-Agenten sind Experten der Sicherheitsbehörde NTSB und der Flugaufsichtsbehörde FAA vor Ort. Ein Zerstörer der US-Marine und ein Überwachungs-Flugzeug suchen im Indischen Ozean nach Wrackteilen der vermissten Maschine. An Bord waren mindestens drei US-Bürger.

Australien

Das Land koordiniert die Suche in weiten Teilen des Indischen Ozeans. Die mögliche südliche Flugroute führt etwa im Abstand von 1000 Kilometern an der australischen Westküste vorbei. Die Such-Aktion konzentriere sich auf ein Gebiet 2800 Kilometer südwestlich von Perth, teilte die Seesicherheitsbehörde (Amsa) mit. Vom Stützpunkt Pearce bei Perth aus sind vier Seeaufklärer im Einsatz. „Wir rechnen mit bis zu fünf Flügen am Mittwoch“, teilte Amsa mit. Australien hat ein „Überhorizontradar“, das 3000 Kilometer weit „sehen“ könne, sagte Des Ball, Professor für Strategische Studien und Verteidigungsstudien, der Zeitung „Sydney Morning Herald“. Darauf hätte die Maschine eigentlich zu sehen sein müssen, wenn sie auf der südlichen Route geflogen sein sollte. Das Militär äußerte sich dazu zunächst nicht.

Indonesien

Wenn die Maschine auf der südlichen Route geflogen sein sollte, dann vermutlich an der Insel Sumatra vorbei. Zwei Radarstationen in Medan und Pekanbaru auf Sumatra hätten das Flugzeug nicht bemerkt, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums. Dennoch soll vor der Westküste Sumatras gesucht werden. „Wir haben eine Boeing 737 und sechs F-16-Kampfjets in Bereitschaft“, sagte Luftwaffen-Sprecher Hadi Tjahjanto am Dienstag. Die Luftwaffe habe aber von Malaysia noch keine Koordinaten für das genaue Suchgebiet erhalten.

Thailand

Der Staat hat die Maschine beim Start in Kuala Lumpur auf seinem Radar gehabt. Die malaysische Hauptstadt liegt nur 380 Kilometer südlich der thailändischen Grenze. Nach dem Abweichen vom Kurs nach Peking soll die Maschine über das Grenzgebiet zwischen Malaysia und Thailand geflogen sein – doch die Maschine sei nie erneut auf dem Radar aufgetaucht, sagte Luftwaffen-Sprecher Monthon Sanchukorn.

Indien

Weder Schiffe der großen indischen Marineflotte noch Flugzeuge oder Helikopter der Luftwaffe waren am Dienstag an der Suche beteiligt. „Wir haben noch keine neuen Koordinaten aus Malaysia erhalten“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Bis Sonntagmorgen hatte Indien mit sechs Schiffen und deren Helikoptern sowie sechs Flugzeugen rund um die Andamanen und Nikobaren nach Flug MH370 gesucht. Indien habe außerdem technische Daten wie Radaraufzeichnungen mit den malaysischen Behörden geteilt, sagte der Sprecher.

Frankreich

Die französische Republik hat drei Experten nach Kuala Lumpur entsandt, die bereits den Absturz einer Air-France-Maschine über dem Atlantik 2009 untersucht haben. Die Suche nach MH370 mit vier französischen Staatsbürgern an Bord wird mit zivilen und militärischen Satelliten unterstützt. Zudem arbeiten Frankreichs Militärs mit der malaysischen Küstenwache zusammen. Die Außenminister beider Länder haben vereinbart, eng in Kontakt zu bleiben.

Boeing

Der amerikanische Flugzeugbauer drückte den Familien der Passagiere schon kurz nach dem Verschwinden der Maschine seine Anteilnahme aus. Darüber hinaus hält sich der Konzern bedeckt. Boeing-Ingenieure sind zwar zusammen mit einem Team der US-Sicherheitsbehörde NTSB vor Ort, doch agieren sie als technische Berater im Hintergrund. Für den Airbus-Rivalen geht es auch ums Geschäft: Der verschollene 777-Jet gilt als ausgesprochen sicheres Modell und verkauft sich blendend. Seit 1995 hat Boeing fast 1200 Maschinen ausgeliefert und entwickelt gerade die Neuauflage 777X. Die Listenpreise des Großraumfliegers fangen bei 261,5 Millionen Dollar (etwa 188 Millionen Euro) an.

Rolls-Royce

Das britische Unternehmen zählt zu den größten Triebwerksherstellern der Welt und versorgt zahlreiche Airlines mit Flugzeugmotoren. Die Triebwerke liefern während ihrer Laufzeit über das Kontrollsystem EHM (Engine Health Management) unentwegt Daten in das Kontrollzentrum im britischen Derby. Die Fluggesellschaften haben ungehinderten Zugang zu den Daten. Im aktuellen Fall hat Rolls-Royce erklärt, das Unternehmen arbeite in vollem Umfang mit der Fluggesellschaft Malaysia Airlines sowie den Behörden in Malaysia zusammen. Es werde jedoch keine Daten öffentlich machen. Somit bleibt für die Öffentlichkeit zunächst unklar, ob die in England vorrätigen Daten Aufschluss darüber geben, wie lange das vermisste Flugzeug noch geflogen ist und gegebenenfalls auch, wohin es geflogen ist.