Wenn der Eunuch zweimal klingelt

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Wer im pakistanischen Sialkot seine Wassergebühren nicht bezahlt, bekommt es in Zukunft mit einem Eunuchen zu tun. Die Verwaltung erhofft sich einiges davon.

Die Verwaltung der ostpakistanischen Stadt Sialkot will ausstehende Wassergebühren bei ihren Bürgern künftig von Eunuchen eintreiben lassen. Verwaltungschef Pervaiz Iqbal Butt sagte der Zeitung „Express Tribune“ (Freitag), rund zehn in der Region „Hijras“ genannte Eunuchen sollten als Vertragsarbeiter eingestellt, um säumige Gebührenzahler unter Druck zu setzen.

Der Sozialwissenschafter Rasool Bux Raees aus der ostpakistanischen Provinzhauptstadt Lahore sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Die Anwesenheit eines singenden Eunuchen an der Tür, der ausstehende Abgaben von Schuldnern einfordert, würde als Beleidigung empfunden und viele dazu veranlassen, die Rechnungen zu bezahlen.“

300.000 Eunuchen

Die Idee in Sialkot geht auf einen entsprechenden Vorschlag des Verfassungsgerichts zurück, das bei der pakistanischen Regierung angeregt hatte, Eunuchen als Eintreiber säumiger Zahlungen anzustellen. Das oberste Gericht hatte Ende 2009 genehmigt, dass Eunuchen sich in ihren Personalausweisen als separates Geschlecht identifizieren dürfen.

In Pakistan leben etwa 300.000 Eunuchen. Einige von ihnen wurden mit Defekten geboren, die meisten aber sind kastrierte Männer. Sie sind gesellschaftlich isoliert und leben meist vom Betteln, Tanzen auf Hochzeiten oder auch von Prostitution.