„Weltweiter“ Cyberangriff

„Weltweiter“ Cyberangriff
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine weltweite Welle von Cyber-Attacken hat Krankenhäuser in Großbritannien lahmgelegt und auch den Telekom-Konzern Telefónica in Spanien getroffen. Hacker sicherten sich die Kontrolle über Computer und fordern Lösegeld.

Zahlreiche britische Krankenhäuser und spanische Großkonzerne wie der Telekom-Gigant Telefonica sind am Freitag zum Ziel einer Hackerangriffen von „weltweitem Ausmaß“ geworden. Wie die britische Gesundheitsbehörde NHS mitteilte, waren 16 Unternehmen im Gesundheitsbereich betroffen, von denen einige mehrere Krankenhäuser betreiben.

Das spanische Energieministerium sprach von Cyberattacken gegen mehrere Unternehmen. Die Drahtzieher des Virus‘ Wanna Decryptor verlangen von den Opfern Zahlungen in der virtuellen Währung Bitcoin. Es handle sich um eine Attacke von „weltweitem Ausmaß“, teilte die NHS mit. Betroffen seien auch Internet-Nutzer in Australien, Belgien, Frankreich, Italien, Mexiko und Deutschland. Die Computer-Anlagen wurden mit Viren infiziert, die in E-Mails enthalten waren.

Erhebliche Probleme

Laut NHS gab es zunächst keine Hinweise, dass Patientendaten betroffen waren. In einigen Fällen mussten Krankenwagen zu anderen Kliniken umdirigiert werden, andere Krankenhäuser forderten Patienten auf, sie nicht aufzusuchen. Bei NHS Digital hieß es, die Cyberattacken richteten sich nicht speziell gegen Einrichtungen des National Health Service, sondern beträfen auch Organisationen aus anderen Bereichen. NHS-Krankenhäuser berichteten von erheblichen Software-Problemen. Zwei Beschäftigte des Krankenhauses St. Bartholomew in London sagten, in ihrer Klinik seien vorsichtshalber sämtliche Computer, Wifi-Verbindungen und Telefone ausgeschaltet worden.

In der NHS-Zentrale in London hieß es, Termine für Routineuntersuchungen könnten unter diesen Bedingungen nicht eingehalten werden. Für das Chaos sei mutmaßlich das Virus Wanna Decryptor verantwortlich, teilte die NHS mit. Es werde mit Unterstützung des National Cyber Security Centers ermittelt. Das Virus verschlüsselt Computerdaten, die danach nur gegen Zahlung einer Gebühr entschlüsselt werden können. Das virtuelle Lösegeld zur Freigabe der Daten wird in der Internet-Währung Bitcoin verlangt.

Computer abgeschaltet

Die Erpressungs-Viren sind unter Fachleuten als „ransomware“ bekannt. „Es geht nicht um Spionage“, erläuterte der Experte José Rosell. Hinter den Attacken stünden Mafia-artige Strukturen, sagte der Cyber-Experte Sergio Carrasco. „Sie schicken das Virus los – und haben dann selbst keine Kontrolle mehr darüber, welche Menschen und Unternehmen attackiert werden.“

In der Telefonica-Zentrale in Madrid wurden die Computer abgeschaltet. Die Mitarbeiter wurden mit zentralen Durchsagen dazu aufgefordert, ihre Geräte vom Netz zu nehmen. „In den Unternehmen macht sich Panik breit“, sagte Rosell. Abgeschaltet wurden auch die Computer beim Energie-Konzern Iberdrola, die über Telefonica vernetzt sind. Das für Cyber-Sicherheit zuständige Energie-Ministerium in Madrid erklärte jedoch, es gehe nicht um Datendiebstahl, die Datensicherheit sei in diesem Sinne nicht betroffen.