Welthandel wird weiter liberalisiert

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Tage- und nächtelang wurde verhandelt. Nach mehreren Rückschlägen ist endlich der Durchbruch geschafft. Das erste große Handelsabkommen seit Jahrzehnten wurde in Bali angenommen. Auch Luxemburg ist zufrieden.

Das erste große Abkommen zur Liberalisierung des globalen Handels seit fast 20 Jahren ist angenommen worden. Das sogenannte Bali-Paket über Handelserleichterungen sowie Hilfen für Entwicklungsländer wurde am Samstagvormittag (Ortszeit) auf Bali im Konsens der fast 160 Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) bestätigt. Dies erklärte der Vorsitzende der 9. Welthandelskonferenz, Indonesiens Handelsminister Gita Wirjawan, bei der Abschlusssitzung.

Das Vertragswerk werde Millionen von arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen und viele neue Jobs schaffen, erklärte WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo. Zugleich seien die umfangreichen Vorhaben des Bali-Pakets ein klares Bekenntnis zur Verwirklichung der 2001 beschlossenen Doha-Entwicklungsagenda. „Das Bali-Paket ist nicht das Ende, es ist der Anfang“, sagte der nach nächtelangen, schwierigen Verhandlungen zu Tränen gerührte Brasilianer.

Das Abkommen werde dem internationalen Handel neuen Aufschwung verleihen, sagt seinerseits Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn am Samstagmorgen. Im Mittelpunkt stehe dabei die Entwicklung. Als logistische Plattform und grenzüberschreitender Dienstleister werde auch Luxemburg von diesem Abkommen profitieren. Er werde zum Wirtschaftsaufschwung in Luxemburg beitragen.

Mit dem Paket von insgesamt zehn Einzelvereinbarungen wird unter anderem die weltweite Vereinfachung von Zollabwicklungen im grenzüberschreitenden Warenverkehr angestrebt. Die ärmsten Entwicklungsländer sollen bessere Zugänge zu den Märkten der Industrie- und Schwellenländer erhalten. Die Entwicklungshilfe im Bereich des Handels soll verstärkt werden. Zudem ist der Abbau von Agrarsubventionen vorgesehen.

Ausnahmen für Indien

Der Durchbruch zu dem Pakt war am Freitag erreicht worden, indem Indien Ausnahmeregeln für die Subventionierung der Nahrungsmittelversorgung von 820 Millionen armen Menschen zugestanden wurden. Das Volumen des indischen Ernährungsprogramms überschreitet wahrscheinlich WTO-Grenzen für erlaubte Agrarsubventionen. Neu Delhi hatte gedroht, das Bali-Paket zu blockieren, sollten dadurch Probleme für die Nahrungsmittelsicherheit seiner Bevölkerung entstehen. Auch Kuba sperrte sich kurzzeitig gegen das Paket.

Experten gehen davon aus, dass die Umsetzung des Bali-Paktes einen weltweiten Wachstumsschub im Umfang von bis einer Billion Dollar ermöglichen kann. Damit ist nach Schätzungen der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris die Schaffung von 21 Millionen Arbeitsplätzen möglich – davon 18 Millionen in Entwicklungsländern.

Azevêdo hatte das Amt an der WTO-Spitze erst im September übernommen. Dabei versprach er, alles in seinen Kräften stehende für einen Neustart der 1995 gegründeten Organisation zu tun. Vor den WTO-Mitgliedstaaten stehe nun die Aufgabe, die Vorhaben des Bali-Paktes umzusetzen und dabei zugleich ein konkretes Arbeitsprogramm zur Fortsetzung der Doha-Agenda in den nächsten Jahren zu erarbeiten, sagte Azevêdo unter dem Beifall der Delegierten aus aller Welt.