Pegida demontiert sich selbst

Pegida demontiert sich selbst
(Ralf Hirschberger)

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Bei der Pegida-Demo in Dresden sorgt eine hetzerische Rede für Entsetzen. Damit schade sich die Bewegung selbst, meint ein Experte.

Mit Hetz-Reden wie der des deutsch-türkischen Autors Akif Pirinçci schadet sich die Pegida-Bewegung nach Ansicht des deutschen Sprachwissenschaftlers Ludwig Eichinger selbst. Die meisten Menschen seien erschrocken, wenn sie Aussagen wie „…die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“ hörten, denn sie hätten keine derart extremen Anschauungen, sagte der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Solche Reden führten bei ihnen zu einer Distanzierung.

Pirinçci hatte am Montag bei der Kundgebung zum Jahrestag der Pegida-Bewegung in Dresden eine islam- und fremdenfeindliche Rede gehalten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deswegen gegen ihn wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

„Umvolkung“ der Nazis

Der umstrittene Autor hatte die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung mit einer von ihm so bezeichneten „Umvolkung“ der Nazis verglichen. Heutige Politiker agierten „zunehmend als Gauleiter gegen das eigene Volk“, hatte er gesagt. Dies gehe soweit, dass sie besorgten Deutschen die Ausreise empfehlen würden. Daran schloss sich der Satz mit den KZs an.

Eine Bewegung wie Pegida demontiere sich, wenn sie solche Redner aufstelle und solche Aussagen toleriere, sagte Eichinger. Dass es in einer heftigen politischen Auseinandersetzung in der Wortwahl und der Wahl der Vergleichsbilder härter werde, sei normal. Allerdings gebe es klare Grenzen, die unter anderem durch die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands gesetzt würden.

„Jenseits einer Grenze“

„Jeder, der einen Vergleich mit nationalsozialistischen Worten und Taten bemüht, weiß, dass er jenseits einer Grenze ist, die man tolerieren kann“, betonte der Sprachwissenschaftler.

Natürlich könne es vorkommen, dass in der politischen Auseinandersetzung mal ein Einzelner über die Stränge schlage. „Aber dass es systematisch in einer längeren Rede geschieht, das sollte in einer demokratischen Auseinandersetzung nicht vorkommen.“

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