Nach dem Tod von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bei einer US-Kommandoaktion hoffen die USA auf neue Erkenntnisse über die Pläne seines Terrornetzwerks. US-Geheimdienste setzen vor allem auf mehrere Festplatten, die beim Sturm auf Bin Ladens Unterschlupf sichergestellt wurden. Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten ist die Terrorgefahr auch nach dem Ende des meistgesuchten Mannes der Welt weiter hoch.
Eine US-Eliteeinheit hatte Bin Laden in der Nacht zum Montag mit einer Blitzaktion auf einem Anwesen in Abbottabad rund 60 Kilometer nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad aufgespürt und erschossen. Im Haus sei den Militärs mit einem Computer und mehreren Festplatten ein wahrer Schatz an Informationen in die Hände gefallen, berichtete das US-Onlinemedium „Politico“ am Dienstag.
Daten-Analyse
Die Datenträger seien an einen geheimen Ort in Afghanistan geschafft worden. Dort seien nun Hunderte Experte mit der Auswertung befasst. „Könnt Ihr Euch vorstellen, was alles auf Osama bin Ladens Festplatte ist?“, zitierte „Politico“ einen Regierungsbeamten. Geheimdienstler in Washington seien begeistert. „Wenn nur zehn Prozent davon verwendbar ist, dann wäre das toll.“
Die Sicherheitslage an der pakistanisch-afghanischen Grenze war am Dienstag Thema bei einem Treffen ranghoher Vertreter Pakistans, Afghanistans und der USA in Islamabad. Außerdem sei es um den Friedens- und Versöhnungsprozess in Afghanistan gegangen, sagte der US-Sondergesandte Marc Grossman. Den Tod Bin Ladens nannte der US-Diplomat „vorteilhaft“. Zugleich seien alle Teilnehmer des Treffens einig gewesen, zukünftig stärker auf diplomatischer Ebene zu einer Verständigung mit den Aufständischen in Afghanistan zu gelangen.
Weitere Details
Am Dienstag wurden weitere Details zu der Kommandoaktion und der jahrelangen Jagd auf Bin Laden bekannt. Der Fahndungserfolg war nach den Worten eines Top-Beraters von US-Präsident Barack Obama Barack das Ergebnis mühseliger Kleinarbeit. Zum Erfolg habe „keine einzelne Information, kein Aha-Moment“ geführt, erklärte Anti-Terror-Berater John Brennan am Dienstag dem US-Sender CNN.
Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ war sich der US-Geheimdienst CIA bis zuletzt keinesfalls sicher, dass Bin Laden tatsächlich in Abbottabad lebte. Einige Analysten hätten die Wahrscheinlichkeit mit 60 Prozent angegeben, andere mit 80 Prozent. CIA-Chef Leon Panetta habe die Ungewissheit zu schaffen gemacht. Dann sei er aber davon ausgegangen, dass die US-Öffentlichkeit selbst bei einer 50-prozentigen Chance hinter der Operation stehen würde, schrieb das Blatt.
Rolle Pakistans
Unklar bleibt, welche Rolle Pakistan bei der Aktion gegen Bin Laden, aber auch bei seiner jahrelangen Flucht spielte. Die Kommandoaktion sei „keine gemeinsame Operation“ amerikanischer und pakistanischer Sicherheitskräfte gewesen, schrieb Präsident Asif Ali Zardari in einem Beitrag in der „Washington Post“. Allerdings habe eine „ein Jahrzehnt andauernde Kooperation und Partnerschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Pakistan“ zur Tötung des Terroristen-Chefs geführt.
Zugleich räumte Zardari ein, Bin Laden sei an einem Ort gefunden worden, wo man ihn nicht vermutet habe. Unter Sicherheitsexperten gibt es starke Zweifel, dass sich Bin Laden in Pakistan ohne Wissen von Geheimdiensten und anderen Behörden des Landes aufhalten konnte. „Die pakistanische Regierung wusste immer, dass er da ist, aber wollte das vertuschen“, sagte Afghanistans ehemaliger Handelsminister Mohammad Amin Farhang am Dienstag in Kabul dem Deutschlandfunk am Telefon. Sein hochgesichertes Versteck im ruhigen Abbottabad beweise, dass Pakistan Top-Terroristen Unterschlupf gewähre. Brennan nannte die Regierung in Islambad einen starken Partner im Kampf gegen Al-Kaida – auch wenn man bisweilen unterschiedliche Ansichten habe.
Noch Zweifel
Islamisten haben nach wie vor Zweifel an Bin Ladens Tod. „Wir haben noch keine endgültige Bestätigung für diese Information“, hieß es am Dienstag in einem Islamisten-Internetforum, das regelmäßig Al-Kaida-Botschaften veröffentlicht. Nach Informationen von „Politico“ existieren mehrere Fotos des toten Bin Laden. Sie seien jedoch so „grausig“, das die Regierung über eine Veröffentlichung noch nicht entschieden habe.
De Maart











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