„Was haben Sie vor, Erdogan?“

„Was haben Sie vor, Erdogan?“
(Cagdas Erdogan)

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Die Polizei hat Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt, die zur Redaktion der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" ziehen wollten.

Tränengaswolken trieben am Samstag im Viertel Sisli, während Polizei-Hubschrauber am Himmel kreisten. Die Behörden haben zudem Haftbefehl gegen „Cumhuriyet“-Chefredakteur Murat Sabuncu und acht weitere führende Mitarbeiter erlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, Verbrechen für kurdische Extremisten und den Kleriker Fethullah Gülen verübt zu haben, der hinter dem gescheiterten Militärputsch stehen soll.

Kritiker sprechen dagegen von einem Versuch der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan, die Opposition auszuschalten. Seit dem Putschversuch im Juli sind mehr als 110.000 Richter, Lehrer, Polizisten und Beamte festgenommen oder suspendiert worden. „Was haben Sie vor?“ erklärte Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu am Samstag an Erdogan gerichtet. „Wollen Sie eine Türkei erschaffen, in der alle im Gefängnis sitzen?“ Zum Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen „Cumhuriyet“ fragte er sarkastisch, was diese verbrochen hätten: „Haben die irgendwo Bomben gelegt?“

Das Vorgehen des Nato-Partners Türkei gegen die prokurdische Oppositionspartei HDP und „Cumhuriyet“, die letzte große regierungskritische Zeitung im Land, hat international Empörung ausgelöst. In Athen zogen etwa 1000 Demonstranten in Richtung der türkischen Botschaft und beschimpften Erdogan als Faschisten. Die griechische Polizei hinderte sie daran, das Gebäude zu erreichen.