Warum Frankreich unter Druck steht

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(dpa)

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Frankreich droht den Anschluss an die stärksten Industrieländer zu verlieren: Ob bei Wettbewerbsfähigkeit oder Wachstum - überall hinkt der Nachbar hinterher.

In Frankreich soll eine regierungsintern umstrittene Schocktherapie das ins Hintertreffen geratene Land wieder fit für den Wettbewerb machen. „Ich schlage 22 Maßnahmen vor, um die Rutschpartie zu stoppen“, sagte der frühere Luftfahrtmanager und Ex-Bahnchef Louis Gallois am Montag nach der Übergabe seines Reformpapiers an Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault. Es sei ein „Wettbewerbsschock“ nötig, um die verlorene Industriebasis wieder aufzubauen.

Die Regierung lehnt Kreisen zufolge trotz der Probleme eine „Schocktherapie“ für die ins Hintertreffen geratene Wirtschaft ab. Ein Überblick über die wichtigsten Probleme Frankreichs:

Wettbewerbsfähigkeit

In Sachen Wettbewerbsfähigkeit rutschte Frankreich in diesem Jahr um drei Ränge auf den 21. Platz ab, fand das World Economic Forum bei seinem weltweiteren Standortvergleich heraus. Zum Vergleich: Deutschland kommt auf Rang sechs. Auch die Niederlande (5.) und Belgien (17.) liegen noch vor der „Grande Nation“. Luxemburg (22) landet einen Platz hinter Frankreich.

Zwar gehört die Infrastruktur in Frankreich weiter zu den besten der Welt. Aber der Arbeitsmarkt wird als zu starr empfunden, das Steuersystem als zu wirtschaftsfeindlich: Hier belegt Frankreich nur die Ränge 111 und 128.

Industrie auf dem Rückzug

Während zum Beispiel die deutsche Industrie eine Renaissance erlebt, befindet sie sich in Frankreich auf dem Rückzug. Nur noch 12,6 Prozent trägt sie zur Bruttowertschöpfung bei, in Deutschland dagegen mehr als doppelt so viel (26,2 Prozent).

Ein Grund dafür sind die Arbeitskosten: Im Schnitt kostet eine Stunde Arbeit in der deutschen Privatwirtschaft 30,10 Euro, in Frankreich dagegen 34,20 Euro, fand das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft heraus.

Mini-Wachstum

Entsprechend düster sind die Konjunkturaussichten: Lediglich ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent traut der Internationale Währungsfonds der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone zu. 2013 sollen es mit 0,4 Prozent nur unwesentlich mehr sein. Die Arbeitslosenquote liegt bei 10,8 Prozent.

Schulden

Dem Staat sind wegen der hohen Verschuldung die Hände gebunden – er muss sparen: Während Deutschland kaum noch neue Schulden macht, dürfte das Defizit in Frankreich sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr über der in den EU-Verträgen verankerten Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes bleiben.

Der Schuldenberg wird nach Prognose der EU-Kommission bis 2013 auf 92,5 Prozent der Wirtschaftsleistung wachsen. Erlaubt sind eigentlich 60 Prozent. Zwischen 1992 und 2007 lag er im Schnitt noch bei 57,7 Prozent.