„Wahlen in Ägypten kommen zu früh“

„Wahlen in Ägypten kommen zu früh“
(AP)

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In Ägypten soll vom kommenden Montag an in drei Phasen das erste Parlament der Post-Mubarak-Ära gewählt werden. Fuad Abdel Moneim Riad, prominenter ägyptischer Jurist, blickt mit großer Skepsis auf den ersten Wahltag.

Der Wahlkampf wurde von Protesten und Gewalt begleitet. Der prominente ägyptische Jurist und frühere Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, Fuad Abdel Moneim Riad, blickt mit großer Skepsis auf den ersten Wahltag. Die Nachrichtenagentur dpa führte ein Telefoninterview mit Riad, der sich aktuell zusammen mit Menschenrechtlern um die Aufklärung der Zwischenfälle rund um den Tahrir-Platz bemüht.

Halten Sie es für sinnvoll, in dieser Atmosphäre der Gewalt wählen zu lassen?

„Nein, ich denke, das ist keine gute Idee. Denn der Innenminister hat selbst gesagt, dass die Polizei nicht bereit ist, die Wahllokale zu sichern. Viele Menschen haben Angst, am Wahltag ihre Stimme abzugeben, obwohl die Armee nun versprochen hat, für Sicherheit zu sorgen.“

Ist die Sicherheitsfrage der einzige Grund, weshalb der Urnengang aus Ihrer Sicht besser verschoben worden wäre?

„Nein, es gibt noch einen zweiten Grund. Diese Wahlen kommen zu früh. Weshalb diese Eile? Davon werden nur die Islamisten-Parteien profitieren, die schon vor der Revolution gut organisiert waren. Die neuen Parteien hatten dagegen noch nicht genügend Gelegenheit, um sich zu organisieren und bekanntzuwerden.“

In Tunesien haben sich die Islamisten der Nahdha-Partei mit der Linken und den Sozialdemokraten arrangiert. Wäre dies nicht auch in Ägypten möglich?

„Die Situation in Ägypten ist anders als in Tunesien. Denn bei uns gibt es keine Einigkeit und keine Koordination zwischen den verschiedenen liberalen Parteien. Das wird den Islamisten ermöglichen, nach der Wahl die neue Verfassung nach ihren Vorstellungen zu gestalten.“

Was glauben Sie ist der Plan der Islamisten im Falle eines Wahlsieges?

„Auch wenn sie es in Interviews nicht offen sagen, diese Parteien wollen aus Ägypten einen Gottesstaat machen. Sie werden uns zurückführen ins Mittelalter. Vor allem die Frauen werden darunter zu leiden haben. Für sie sieht es jetzt schon schlecht aus. Es gibt bei dieser Wahl kaum weibliche Kandidaten.“