Voyager steht am Rand des Sonnensystems

Voyager steht am Rand des Sonnensystems
(AFP)

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Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2012. Die US-Sonde Voyager ist seit 35 Jahren unterwegs und verlässt nun unser planetares Sonnensystem.

35 Jahre nach dem Verlassen der Erde strebt die Voyager 1 nach den Sternen. Früher oder später wird die als „Arbeitstier“ konstruierte Sonde das Sonnensystem verlassen und einen neuen Bereich des Weltalls erreichen. Noch nie hat ein von Menschenhand geschaffenes Objekt es auf die andere Seite geschafft.

„Wir sind gespannt darauf, rauszukommen und rauszufinden, was da draussen ist“, sagt Ed Stone. Der 76-Jährige hat von Beginn an für das Projekt gearbeitet. Kaum jemand anders auf der Welt wird es so wie Stone geniessen, wenn Raumfahrtgeschichte geschrieben wird. Als die NASA 1977 Voyager 1 und Voyager 2 ins All schickte, wusste niemand, wie lange sie funktionieren würden. Jetzt sind sie die am längsten arbeitenden Raumfahrzeuge aller Zeiten und mit Milliarden von Kilometern auch die am weitesten von der Erde entfernten.

Reise durch unerforschte Weiten

Der 5. September markiert den 35. Jahrestag des Starts der Voyager 1 gen Jupiter und Saturn. Aktuell bewegt sie sich am Rande des Sonnensystems, das von einer riesigen Plasmablase umhüllt wird. Diese heisse und turbulente Gegend wird durch einem Strom geladener Sonnenpartikel gebildet. Ausserhalb der Blase befindet sich eine weitere Grenze im Milchstrassensystem – der Raum zwischen den Sternen, der interstellare Raum. Wenn die Voyager 1 den durchquert, erwarten Wissenschaftler eine vergleichsweise ruhigere Umgebung.

Wann es soweit ist, können alle nur schätzen. Die Voyager 1 befindet sich im unerforschten Weltraum. Klar ist aber, dass sie sich der Grenze zwischen dem Sonnensystem und dem dahinter liegenden interstellarem Raum nähert. Es könnte Tage, Monate oder Jahre dauern, bis die Wegmarke gekreuzt wird. Mehr als 17 Milliarden Kilometer ist die Voyager 1 jetzt von der Sonne entfernt.

Über 68 Kilobyte Computerspeicher verfügt die Sonde, ein Relikt aus der frühen Raumfahrt. Zum Vergleich: Der kleinste iPod – ein iPod Nano mit acht Gigabyte Speicher – ist 100.000-mal stärker. Die Voyager 1 hat auch noch ein achtspuriges Tonbandgerät zur Datensicherung an Bord. Heute nutzen Raumfahrzeuge digitale Speicher.

Ursprüngliche Mission schon längst „accomplished“

Ursprünglich sollten die Zwillingssonden Jupiter und Saturn erkunden und „Postkarten“ vom sogenannten Grossen Roten Fleck des Jupiter und den glänzenden Ringen des Saturn zur Erde senden. Voyager 1 und 2 schickten eine ganze Flut von Entdeckungen: ausbrechende Vulkane auf dem Jupitermond Io, Hinweise auf einen Ozean unter der Eisoberfläche des Jupitermonds Europa, Zeichen von Methan-Regen vom Saturnmond Titan.

Voyager 2 reiste dann Richtung Uranus und Neptun und bleibt bis heute das einzige Raumfahrzeug, das zu den beiden äusseren Planeten fliegt. Voyager 1 nutzte einen gravitationsbedingten Schleudereffekt, um sich an den Rand des Sonnensystem katapultieren zu lassen. Heutzutage hört noch eine Handvoll Ingenieure sorgfältig auf die Signale der beiden Voyagers. Das Signal braucht 17 Stunden bis zur Erde.

Grüsse an Ausserirdische an Bord

Die Kameras an Bord sind schon lange abgestellt. Die nuklearbetriebenen Sonden von der Grösse eines Kleinwagens betreiben noch fünf Instrumente, um Magnetfelder, kosmische Strahlen und geladene Sonnenpartikel zu untersuchen. Sie tragen auch je eine mit Gold überzogene Platte mit sich, die Musik, Bilder und Grüsse in verschiedenen Sprachen enthält – für den unwahrscheinlichen Fall, auf intelligente Lebewesen zu treffen.

Umgerechnet knapp drei Milliarden Euro hat die Doppelmission nach heutiger Kaufkraft bisher gekostet. Die Energiereserven dürften noch bis 2020 ausreichen. Dann, hoffen die Wissenschaftler, schwebt die Voyager 1 schon zwischen den Sternen.