/ Vorzeigeprojekt vor dem Abschluss
Der Rekord in der Produktion von Stahlträgern des weltgrößten Stahlhändlers liegt bei 40 Metern Länge. Das ist seit den achtziger Jahren Alltag, wie Mitarbeiter berichten. Damals verließen Träger dieser Länge das Werk und halten heute noch das Gebäude des Gare du Nord in Paris zusammen. Danach wurden auch schon mal 54 Länge produziert. 60 Meter aber, wie sie für die Eisenbahnbrücke in der Großenhainerstraße im ostdeutschen Dresden gebraucht wurden, sind ein Novum.
Wenn im August die zweite und letzte Tranche an Trägern die ArcelorMittal-Niederlassung Niederkorn verlässt, sind insgesamt 329 Tonnen Stahl in insgesamt 28 Trägern aus Luxemburg verarbeitet worden. Letztes Jahr um die gleiche Zeit hat die erste Tranche die Reise gen Osten angetreten und ist bereits montiert.
„Eine Höhe von 1,10 Metern und diese Länge bearbeiten, das können nur zwei Firmen weltweit, eine davon sind wir“, sagt Frédéric Weissenburger, Produktionsingenieur für vier Werkstätten des Stahlriesen, eine davon ist Niederkorn. Offensichtlich sind die Niederkorner auch die einzigen, die sich das zutrauen. Vor der Schallmarke von 60 Metern schreckte bei Auftragsanfrage letztendlich auch der einzige Konkurrent in Deutschland zurück. Hinzu kommt, die Träger müssen über 700 Kilometer transportiert werden. CFL Cargo übernimmt diese Aufgabe und bringt weiteres luxemburgisches Know-how ein, was nicht nur den Stolz angesichts dieser Leistung erklärt. Es erklärt auch Aussagen des Pressesprechers Pascal Moisy hinsichtlich des Projektes.
„Damit können wir zeigen, was wir können“, sagt er, ohne das als reine Marketingmaßnahme stehen lassen zu wollen. Über den finanziellen Umfang des Projektes schweigt das Unternehmen naturgemäß. Bekannt ist aber, dass die Bundesregierung allein in diesem Jahr laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 830 Millionen Euro in die Erneuerung von Brücken investiert. Dresden ist eines der Projekte.
Feintuning
Im Werk selbst herrscht professionelle Gelassenheit. Ein paar Funken sprühen, die Giganten selbst ruhen auf den Werkbänken und warten auf das Feintuning. Zehn der 14 Träger sind fertig, vier müssen noch bearbeitet werden. In gewalztem Rohzustand kommen sie aus Belval und Differdingen nach Niederkorn. Dort werden die Stahlkolosse, von denen ein Meter allein rund 400 Kilo wiegt, bis auf zwei Millimeter Toleranz genau zurecht geschnitten. Danach wird gebohrt, in Form „überhöht“ und die sichtbaren Teile beschichtet. In diesem Falle ist es ein Silbergrau, das nach dem Einbau an der Brücke zu sehen sein wird. Der Rest der Träger verschwindet unter Beton. „Von der Konstruktion her und von dem, was so ein Träger aushalten muss, ist es ein Spaghetti“, sagt Weissenburger. Zwar sind die Dresdner Stahlträger die längsten, aber lange nicht die einzigen, die gerade in Produktion sind oder schon fertig für den Abtransport.
Erste Stahlträger für den Mistral Office Tower im türkischen Izmir mit 45 Stockwerken sind fertig. Und auch die Träger für die neue Eisenbahnverbindung Montpellier-Nîmes liegen für den Abtransport bereit.
- Zucchinipuffer und eine Rhabarbertorte – leckere Klassiker fürs Wochenende - 12. Juni 2022.
- Sechs gute Gründe für Urlaub im Freien - 12. Juni 2022.
- Monsieur Champagne sagt Adieu - 8. Mai 2022.