Vorsätzlich falsche Manipulation?

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In Anwesenheit zahlreicher Medienvertreter und Zuschauer hat am Montag der Prozess um den Absturz der Luxair-Maschine im Jahre 2002 begonnen. Das Wort hatte der Experte.

Vor einem vollen Verhandlungssaal hat am Montag vor dem Gerichtshof in der Cité judiciaire der Prozess um den Luxair-Flugzeugabsturz 2002 begonnen. Sieben Männer sind angeklagt, darunter auch der Luxemburger Pilot Claude Poeckes, der den Unfall überlebt hatte. Sechs von ihnen, darunter ehemalige Verantwortliche der Fluggesellschaft, waren am Montag im Sitzungssaal anwesend. Lediglich ein früherer Luxair-Generaldirektor hatte sich entschuldigen lassen.

Die Verhandlungen unter dem Vorsitz von Prosper Klein begannen mit dem Expertenbericht. Vincent Favé hatte seinen ersten Bericht bereits 2003 angefertigt und 2009 zusammen mit Richard Tavernier ergänzt. Favé zufolge sollte die Tatsache, dass die Unglücksmaschine über eine Straße fuhr und einen Hang hinaufschlitterte, fatale Folgen haben. Die Maschine war dabei regelrecht auseinandergebrochen. Beim Unglück waren 20 Menschen ums Leben gekommen. Lediglich der Pilot und ein Passagier hatten überlebt.

Landeanflug nicht regelkonform

Favé betonte, dass beim Landeanflug bei schlechtem Wetter strenge Regeln einzuhalten seien. Der Landeanflug sei jedoch nicht konform zu diesen von der Luxair angewandten Regeln gewesen. Es sei ungewöhnlich für ein Flugzeug im Flug, dass sich einer der Rotoren in Segelstellung, der andere in Fahnenstellung befand. Hinzu kam, dass der Schubhebel falsch manipuliert worden sei. Die Maschine gelangte in den Gegenschub-Modus, verlor drastisch an Höhe und stürzte ab. Hat der Pilot diese Handlung vorsätzlich ausgeführt, fragte der Experte. War nicht vielmehr die Bauweise der Maschine an dieser Falschmanipulation schuld, fragte seinerseits Richter Prosper Klein.

Die Position wurde durch eine Manipulation des Piloten am Schubhebel eingeleitet. Konnte derlei verhindert werden? Schon, nur war diese Sperrung, die den Übergang des Schubhebels von der Ground idle-Position in die Rückschubposition verhindert, eine Option. Zwar riet Fokker den Gesellschaft den Einbau nahe, nur blieb die Entscheidung schlussendlich bei den einzelnen Firmen. Und die Luxair hatte auf die Nachrüstung verzichtet. Das Problem mit dem Schubhebel sei demnach bekannt gewesen, so Favé. Die Zertifizierungsbehörden hatten ebenfalls davon abgesehen, die Behebung des Problems anzuordnen.

Versehentliche Fehlmanipulation?

Konnte diese falsche Manipulation aus Versehen ausgeführt werden, so die Frage von Richter Prosper Klein. Das sei eher unwahrscheinlich, meinte Experte Favé. Die Suche nach der genauen Unglücksursache wird erschwert, weil die Black Box des Flugzeugs nach dem Ausfall der Motoren in etwa 300 Metern Höhe nichts mehr aufgezeichnet hat.

Eines ist jedoch für den französischen Experten klar: Der Pilot hat sich nicht an die Prozeduren gehalten. Er hätte nach dem Durchstarten keinen Landeversuch mehr unternehmen dürfen. Außerdem habe der Pilot versucht, das Flugzeug mit der falschen Taktik zu verlangsamen.

Am Dienstag steht der Experte den Anwälten der Verteidigung Rede und Antwort. Sie werden ihr Dossier durch den vollständigen Wortlaut des Voicerecorders vervollständigen können. Auf Anfrage von Me Pol Urbany händigt die Staatsanwaltschaft sie aus. Obwohl das unüblich sei, betonte der Staatsanwalt. Internationale Konventionen würden die Publizierung der Aufzeichnungen untersagen. Man überlasse sie jedoch den Anwälten mit der Auflage, sie nicht an die Öffentlichkeit weiterzuleiten.