/ Vor zehn Jahren wurde Saddam Hussein erhängt

(AFP)
Zehn Jahre ist die Hinrichtung des irakischen Machthabers Saddam Hussein her. Am 30. Dezember 2006 starb er in einem seiner eigenen ehemaligen Folterzentren durch den Strang. Zuvor hatte er mehr als zwei Jahrzehnte unbarmherzig über sein Volk geherrscht.
Saddam Hussein
Saddam Hussein stieg 1979 zum Staats- und Regierungschef auf. Er überlebte mehrere Attentate.Im Jahr 1980 führte Saddam sein Land in einen achtjährigen Krieg gegen den Nachbarn Iran, der auf beiden Seiten mehr als eine Million Menschen das Leben kostete.
1990 zettelte er einen weiteren Krieg an und annektierte das Golfemirat Kuwait. Seine Truppen wurden 1991 von einer US-geführten Koalition vertrieben. Einen Aufstand irakischer Kurden und Schiiten ließ Saddam brutal niederschlagen. Es folgten UN-Sanktionen, die den Irak wirtschaftlich austrockneten.
Nach dem Einmarsch einer abermals von den USA angeführten multinationalen Streitmacht tauchte der Diktator ab, bis ihn US-Soldaten am 13. Dezember 2003 in der Nähe seines Geburtsortes Tikrit aus einem Erdloch zogen.
Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilte ihn ein irakisches Gericht 2006 zum Tod durch den Strang.
Saddam Hussein wurde im Hauptquartier des Militärgeheimdienstes in Norden der Hauptstadt Bagdad gehängt. Augenzeugen, die die Hinrichtung im Morgengrauen verfolgten, berichteten anschließend, der 69-Jährige habe bis zuletzt keinerlei Einsicht gezeigt, seine Erzfeinde Iran und die USA verflucht sowie die Aufständischen gelobt, die das Land an den Rand des Bürgerkriegs gebracht hatten.
„Keine Anzeichen der Angst“
„Ich habe keine Anzeichen der Angst gesehen“, sagte der damalige nationale Sicherheitsberater Mowaffak al-Rubaie, der die Exekution beaufsichtigte, 2013 der Nachrichtenagentur AFP. „Ich habe kein Wort des Bedauerns von ihm gehört, er hat nicht um die Gnade Gottes oder um Vergebung gebeten.“ Er selbst habe den Hebel betätigt, um den Verurteilten zu hängen, doch dies habe nicht funktioniert, berichtete al-Rubaie. Ein namentlich nicht genannter anderer Beteiligter habe dann die Hinrichtung in einem zweiten Versuch zu Ende gebracht.
Kurz vor seinem Tod habe Saddam Hussein begonnen, das muslimische Glaubensbekenntnis zu sprechen. Er sei aber erhängt worden, bevor er die letzte Zeile zitieren konnte. Saddam Hussein war wegen der Ermordung von 148 Einwohnern des Dorfes Dudschail in den 80er Jahren zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Neben diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden ihm zahlreiche weitere Verbrechen zur Last gelegt.
„Komödie“
Seine Herrschaft war geprägt von brutaler Unterdrückung, verheerenden Kriegen und internationalen Strafsanktionen gegen ihn. Das mit Unterstützung der USA errichte Tribunal zu seiner Verurteilung stellte Saddam Hussein in Frage, den Prozess gegen ihn vom Oktober 2005 bis Juli 2006 verspottete er als „Komödie“. Einige schiitische Muslime, die unter seiner Herrschaft gelitten hatten, tanzten nach seiner Hinrichtung auf den Straßen.
Sunnitische Iraker und Regierungen in aller Welt verurteilten die Hinrichtungen jedoch – allerdings nicht Israel und der Iran. Einen Tag nach seiner Hinrichtung wurde Saddam Hussein in seinem Geburtsort bei Tikrit begraben. In der Nähe von Tikrit war der Ex-Diktator in einer mondlosen Nacht Mitte Dezember 2013 von US-Soldaten aufgespürt worden.
Leibwächter verriet ihn
Washington hatte eine Belohnung von 25 Millionen Dollar auf Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Festnahme führen. Nach seinem Sturz in Folge der US-Invasion war Saddam Hussein acht Monate lang mit Hilfe von Leibwächtern seiner Familie untergetaucht, wie örtliche Stammesführer berichteten. Doch einer der Leibwächter verriet ihn und führte die US-Soldaten zu Saddam Husseins unterirdischem Versteck.
Nachdem er jahrzehntelang in luxuriösen Palästen gelebt hatte, wurde Saddam Hussein auf einem Bauernhof in einem Erdloch gefunden. Es bot genug Platz für eine liegende Person und verfügte über ein Lüftungssystem. Der US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, verkündete die Festnahme mit den Worten „Ladies und Gentlemen, wir haben ihn“.
Mit leerem Blick in die Kamera
Fotos und Videoaufnahmen des gefassten Ex-Diktators gingen um die Welt: Mit wildem Haarwuchs und dickem Bart schaute er mit leerem Blick in die Kamera. Als ein Arzt ihm bei einer Untersuchung einen Holzspatel in den Mund steckte, hielt er still. Die Armee veröffentlichte zwei Aufnahmen: Eines zeigte Saddam Hussein mit Bart, das andere zeigte ihn rasiert. Seinen berühmten Schnurrbart ließen die US-Soldaten ihm.
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