Von der Leyen behält Doktortitel

Von der Leyen behält Doktortitel
(Friso Gentsch/ dpa)

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Die deutsche Verteidigungsministerin von der Leyen darf nach eingehender Prüfung ihrer Doktorarbeit ihren Doktortitel behalten.

Handwerkliche Fehler in der Einleitung, aber keine systematische Täuschungsabsicht: Nach einer eingehenden Prüfung der Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entschieden, dass die CDU-Politikerin ihren Doktortitel weiter führen darf.

Die Untersuchung ergab zwar Mängel, die aber nicht als gravierend eingestuft wurden. „Wir haben kein Muster erkennen können, das für ein intendiertes Fehlverhalten spricht“, sagte MHH-Präsident Christopher Baum am Mittwoch nach der Abstimmung des Gremiums in Hannover.

Wert der Arbeit

Es gebe „klare Mängel“ in Form von nicht korrekt kenntlich gemachten Textzitaten, von denen im Wesentlichen die Einleitung betroffen sei. Die wissenschaftliche Aussagekraft sei davon allerdings unberührt, der Wert der Arbeit als solcher stehe nicht in Frage.

Von der Leyen reagierte erleichtert: „Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt“, hieß es in einer in Berlin veröffentlichten Erklärung.

Fehler, kein Fehlverhalten

Die Ministerin räumte darin ein: „Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle.“ Von der Leyen hielt sich am Mittwoch in den USA auf. Dem MHH-Präsidenten zufolge wurde sie erst unmittelbar vor der Verkündung des Ergebnisses der Senatsabstimmung per Email über den Ausgang informiert, weil sei persönlich nicht zu erreichen gewesen sei.

Die gefundenen Plagiate sind nach Überzeugung der Prüfkommission und des Senats in vielen Fällen nur von untergeordneter Bedeutung und erkennbar nicht in Täuschungsabsicht erfolgt, wie Baum betonte. „Es geht hier um Fehler, nicht um Fehlverhalten. Das ist ein entscheidender Unterschied.“

Überprüfung gefordert

Von der Leyen hatte die Hochschule im vergangenen August selbst um eine Überprüfung gebeten, nachdem die Internetplattform Vroniplag ihre medizinische Doktorarbeit aus dem Jahr 1990 untersucht und anschließend Plagiatsvorwürfe erhoben hatte.

Die MHH leitete daraufhin eine Prüfung ein. Von der Leyen hatte die Vorwürfe immer strikt zurückgewiesen. Im Februar hatte die mit der Prüfung beauftragte Expertenkommission nach Baums Angaben intern ihren Bericht vorgelegt, der von der Leyen entlastete.

Mehrere Fälle

Der mit der Prüfung betraute MHH-Ombudsmann Thomas Werfel sagte, dass von planmäßiger systematischer Verschleierung daher keine Rede sein könne.

Über Plagiatsvorwürfe waren in den vergangenen Jahren mehrere Politiker gestürzt, unter anderem die einstige Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und der frühere CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. In anderen Fällen wurden die Vorwürfe in Prüfungen durch die jeweiligen Hochschulen entkräftet – so etwa beim heutigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und bei Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).