Vom Strom-Verbraucher zum Produzenten

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330 Millionen Euro will Kronospan in den kommenden Jahren in die Nachhaltigkeit seines luxemburgischen Standortes investieren. Über 100 neue Arbeitsplätze sollen so in Sanem entstehen.

Wirtschaftsminister Etienne Schneider freute sich, eine „große Investition im Industriebereich“ vorstellen zu dürfen. „Das, was Kronospan macht, hat Vorbildcharakter.“

Die aus Österreich stammende Firma Kronospan ist eines der Schwergewichte im Spanplatten-Sektor. In Luxemburg, genauer in Sanem, stellt das Unternehmen aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz Spanplatten in allen Varianten her.
„Für den Bau von Niedrigenergiehäusern werden große Mengen an Grobspanplatten (OSB-Platten) benötigt“, erklärte Peter Stadler, Direktor von Kronospan Luxemburg. Als das Familienunternehmen im November 1996 mit der Grobspanplattenproduktion im Großherzogtum begann, hatte sich das Produkt noch nicht auf dem Markt durchgesetzt.

Nachfrage legt jedes Jahr zu

„Damals wurden in Europa insgesamt 400.000 m3 OSB-Platten hergestellt, heute sind es sechs Millionen m3“, unterstrich der Direktor. Die Nachfrage würde jedes Jahr um fünf Prozent zunehmen. Sein Unternehmen sei einer der Hauptproduzenten. In Sanem wird jedoch Rundholz zu diesem gefragten Baumaterial weiterverarbeitet. Doch dafür ist Stammholz fast zu schade.

Unter anderem aus diesem Grund hat die Firma das Investitionsprojekt „Kronospan 4.0“ ausgerufen. Insgesamt 330 Millionen Euro will sie in den kommenden Jahren in das Werk in Luxemburg investieren. Für eine Firma mit 135 Millionen Umsatz jährlich ist diese Summe beachtlich. „Nur zehn Millionen Euro stammen aus der Staatskasse“, unterstrich der Wirtschaftsminister.

Zwei Schwerpunkte beinhaltet der Investitionsplan: Erstens soll durch eine neue Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage die Spanplattenfabrik mehr Energie produzieren, als sie selbst verbraucht.

Energie aus erneuerbaren Quellen

„Die Energie stammt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen“, wusste der Minister. In einem Betrieb, der viel Holz verarbeitet, fällt produktionstechnisch viel Abfall aus diesem Material an. In Zukunft wird also vermehrt auf diesen Rohstoff zurückgegriffen werden, um Strom und Wärme herzustellen.

Um das Ausmaß dieser Investition zu verdeutlichen, griff Peter Stadler auf die Stromproduktion des gesamten Großherzogtums zurück. „Kronospan wird bis zu 20 Prozent der gesamten erneuerbaren Energie des Landes produzieren“, sagte er nicht ohne Stolz. Eigentlich sind Holzabfälle jedoch zu schade, um energetisch verwertet zu werden. „Unser bevorzugter Rohstoff ist der, der schon einmal im System war“, erklärte der Direktor. Damit meinte er „den Kiefertisch, den sie schon einmal gekauft haben“, also Möbel aus Massivholz, die ihre ehemaligen Besitzer zum Recyclinghof brachten.

„Unser bevorzugter Rohstoff Nummer zwei sind Sägespäne und Häcksel, die in unserer Produktion anfallen. Erst dann greifen wir, in Zukunft, auf Rundholz zurück“, sagte Peter Stadler. Er lege Wert darauf, dass FSC-zertifiziertes Holz verwendet werde.

Diese Mehrfachnutzung entspricht voll und ganz dem Gedanke der Kreislaufwirtschaft. „Kronospan glaubt absolut an die Kreislaufwirtschaft“, bestätigte der Direktor. Das Unternehmen, das sich seit seiner Gründung 1897 in den Händen der gleichen Familie befindet, denke nicht in Quartalen oder Jahren, sondern in Generationen.