Vom „Sang a Klang“ in den Cercle

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Vertreter aller politischer Parteien und der Zivilgesellschaft erwiesen dem Geburtstagskind am Freitagabend im hauptstädtischen Cercle die Ehre. Der Grund: „déi gréng“ feierten 30. Geburtstag.

Allein die Wahl des Orts für die Geburtstagsfeier sagt einiges über den Werdegang der einstigen Revoluzzer aus. Der fast schon elitäre Charakter des hauptstädtischen Nobelbaus stand im krassen Gegensatz zum „Sang a Klang Pafendall“, dem Saal, in dem die Partei am Nationalfeiertag 1983 gegründet wurde. Zu den Gründern gehörten engagierte Bürger aus der Anti-Atomkraft-Bewegung, Friedensaktivisten (es war die Zeit der NATO-Wiederaufrüstungs-Bestrebungen), Naturschützer, Feministinnen und enttäuschte LSAP-Mitglieder.

Der erste Name der Partei lautete „Gréng Alternativ Partei“. Bei den Wahlen 1984 wurden auf Anhieb zwei Abgeordnete – Jupp Weber und Jean Huss – ins Parlament gewählt. Wegen Meinungsverschiedenheiten spaltete sich die Partei 1985 in zwei Parteien: Die „Gréng Alternativ Partei“ (GAP) und die „Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ“ (GLEI). Bei den Wahlen 1989 errangen beide Parteien jeweils zwei Sitze.

Zusammenschluss kam 1994

1994 schlossen sich beide wieder zu einer Partei zusammen. Sie entwickelte sich in den dreißig Jahren vom links-alternativen Rand zur Mitte des politischen Spektrums. Parteipräsident Christian Kmiotek erklärte diese Evolution und meinte, anders seien die guten Wahlresultate nicht möglich gewesen. Aber die Ökologie ist weiterhin das Markenzeichen der Grünen. Die zentrale Idee bleibe die Neugestaltung unserer Lebensweise auf ökologischer und nachhaltiger Basis. Parteipräsidentin Sam Tanson forderte die Zuhörer auf, sich vorzustellen, was wäre, wenn es die Partei nicht gäbe. „Vielleicht hätten wir ein Atomkraftwerk in Remerschen.“ Trotz unermüdlichen Einsatzes bleibe noch viel Arbeit, meinte sie. Aber sie zeigte sich zuversichtlich, dass gemessen an der bisherigen Entwicklung, die Partei in dreißig Jahren bei dreißig Prozent Stimmenanteil liege. „Der dritte Weg ist auch morgen noch wichtig.“

Nicht nur der Austragungsort und die Garderobe unterschieden sich von jenen aus den Pfaffenthaler Tagen. Auch die Musik des Abends entsprach so gar nicht dem Folkmusik-Image, das die Partei mit sich trägt. Die Musiker Greg Lamy, Paulo Simões und Gautier Laurent schufen zwischen den Reden für kurze Augenblicke eine Jazzclub-Atmosphäre. Die Gäste erhielten am Ende des offiziellen Akts Champagner (oder war es Crémant?); im „Sang a Klang“ war es wohl eher „e gudden Humpen“.

Parallelen

Der Journalist und Kabarettist Jay Schiltz bot den Anwesenden einen humoristischen Rückblick und meinte, ein Rückblick auf die Geschichte der Partei sei ein Rückblick auf die rezente Geschichte des Landes. Eine Bemerkung darüber, dass sich die Parteioberen heute vorzugsweise in Hugo-Boss-Anzügen kleiden, konnte sich der Humorist natürlich nicht verkneifen.

Lob für die Partei überbrachte einer der Präsidenten der europäischen Grünen, Reinhard Bütikofer, der allerdings stellenweise vergaß, dass er nicht auf einer Wahlkampfveranstaltung war. Er wies jedoch auch darauf hin, dass „déi gréng“ unter allen grünen Parteien die kontinuierlichste seien, was die Vertretung im Parlament angehe. „déi gréng“ seien der Stützpfeiler der europäischen Grünen.