Vietnam feiert Ende des Krieges

Vietnam feiert Ende des Krieges
(AFP/Hoang Dinh Nam)

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Die Vietnamesen erinnern am Donnerstag an das Ende des Vietnamkrieges vor 40 Jahren. In Ho-Chi-Minh-Stadt defilieren tausende Soldaten. Das US-Pflanzengift "Agent Orange" wirkt heute noch nach.

Zehntausende Vietnamesen haben am Donnerstag in Ho-Chi-Minh-Stadt den kommunistischen Sieg im Vietnamkrieg gefeiert. Vor genau 40 Jahren, am 30. April 1975, waren Panzer aus dem Norden des Landes durch die eisernen Gitter des damaligen Präsidentenpalastes gerollt. Die letzten Amerikaner waren kurz zuvor mit Hubschraubern aus dem damaligen Saigon geflohen. Vor dem Palast, der heute Wiedervereinigungspalast heißt, nahmen Regierungs- und Parteiführung eine Militärparade ab.

Die Menschen zogen am frühen Morgen unter sengender Hitze Fähnchen schwingend an der Tribüne vorbei. Von dort winkten Parteichef Nguyen Phu Trong, Präsident Truong Tan Sang und Regierungschef Nguyen Tan Dung. Die Straßen waren mit Siegesbannern geschmückt.

„Agent Orange“

Der Einmarsch in Saigon markierte das Ende von mehr als 20 Jahren Krieg. Vietnam vertrieb erst die französischen Kolonialherren, dann die USA. 58 000 US-Soldaten fielen in dem Kampf. Die Schätzungen über vietnamesische Opfer unter Kämpfern und Zivilisten liegen zwischen einer und drei Millionen. Einer der Gründe für die zahlreichen Opfer war unter anderem den Einsatz des dioxinhaltigen Pflanzenvernichtungsmittels „Agent Orange“.

Drei Millionen Menschen haben nach offiziellen Angaben in Vietnam Folgeschäden, mindestens 150 000 Kinder wurden mit Behinderungen geboren. Es sind Soldaten, die den giftigen Chemikalien ausgesetzt waren, aber vor allem deren Kinder und Enkel. Noch heute kommen Kinder mit Behinderungen auf die Welt, die in den USA seit Jahren als typische Folgen von Dioxin-Vergiftung anerkannt sind.

US-Operation „Ranch Hand“

Operation „Ranch Hand“ hieß das Programm, mit dem die Amerikaner im Vietnamkrieg die Oberhand behalten wollten. Von 1962 bis 1971 versprühten Flugzeuge 75 Millionen Liter hochgiftige Entlaubungsmittel und Unkrautvernichter. 24 Prozent der Fläche Südvietnams wurde verseucht: zwei Millionen Hektar Mangroven und Wälder wurden entlaubt, 200 000 Hektar Ernten zerstört, 3800 Dörfer direkt getroffen.

Der Hintergrund: Vietnam ist seit dem Sieg gegen die französischen Kolonialherren 1954 entlang des 17. Breitengrades geteilt. Die USA unterstützen das südvietnamesische Regime, als Bollwerk gegen den Kommunismus in Südostasien. Doch die nordvietnamesischen Kämpfer, die kommunistischen Vietcong, stehlen sich immer wieder über Dschungelpfade in den Süden und greifen an. Deshalb die „Operation Ranch Hand“. Die Chemikalien sollen die Reisernte zerstören und den US-Bombern freie Sicht auf die Kämpfer geben.