Vier Chinesen leben 180 Tage wie im All

Vier Chinesen leben 180 Tage wie im All
(li Gang)

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Ein halbes Jahr lang haben chinesische Forscher eine nachgebildete Raumstation bewohnt und das Leben in Isolation geprobt. Für die junge Weltraumnation ist das ein weiterer wichtiger Schritt für den ersten eigenen Außenposten im All.

In China ist nach 180 Tagen ein Experiment erfolgreich beendet worden, bei dem vier Wissenschaftler unter Bedingungen wie im Weltall in einer versiegelten Raumstation lebten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete, verließen die drei Männer und eine Frau das Labor in der südchinesischen Stadt Shenzhen am Mittwochabend.

Der Versuch sei ein „kompletter Erfolg“ gewesen, sagte Li Yinghui, der technische Leiter des Projektes. Neben Lebenserhaltungssystemen für lange Aufenthalte und Reisen im All wurde auch getestet, wie sich die andauernde Isolation auf die Psyche der Bewohner auswirkte.

Die Wissenschaftler, die unter mehr als 2000 Bewerbern ausgewählt worden waren, lebten gemeinsam auf einer Fläche von 370 Quadratmetern, die auch zum Anbau von Gemüse genutzt wurde. „Ich war der Farmer in der Kapsel“, zitierte Xinhua den Botaniker Luo Jie, der sich um 25 verschiedene Pflanzen kümmerte, darunter Tomaten, Kartoffeln und Weizen. Tong Feizhou, die einzige Frau an Bord, war für medizinische Checks zuständig, während ein andere Bewohner sicherstellte, dass alle ihren Schlafrhythmus einhielten.

Ein permanenter Außenposten im All.

Bei dem halbjährigen Versuch wurden Daten gesammelt, die Chinas ambitioniertes Raumfahrt-Programm weiter voranbringen sollen. Erst im November waren zwei chinesische Astronauten von einem einmonatigen Aufenthalt in Chinas neuem Raumlabor „Tiangong 2“ zurückgekehrt.

Die Experimente auf jener Mission wie auch der Langzeitversuch in Shenzhen sollen beim Bau einer echten chinesischen Raumstation helfen, die um das Jahr 2022 herum fertig werden soll. Falls die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellt, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All.

Doch die Raumfahrt-Pläne der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gehen noch weiter: 2021 will China erstmals mit einer Sonde auf dem Mars landen. Für das Jahr 2024 wird zudem eine bemannte Landung auf dem Mond angepeilt.

Auch Wissenschaftler in anderen Ländern befassten sich zuletzt mit Versuchen, die künftig noch längere Weltraummissionen – etwa einen Außenposten auf dem Mars – ermöglichen sollen. Im August endete auf Hawaii ein Experiment, bei dem sechs Wissenschaftler in einer originalgetreuen Nachbildung einer Raumstation für ein Jahr das Leben auf dem Mars simuliert hatten.