Mittwoch12. November 2025

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Verzwickte Lage in Bollendorf

Verzwickte Lage in Bollendorf
(Reuters)

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BOLLENDORF-PONT– Immer mehr Asylbewerber kommen nach Luxemburg. In der Müllertal-Gemeinde haben die Menschen Angst. „Klischees“ sind der Grund dafür, sagt OLAI-Direktorin Christiane Martin.

Die Debatte um die Asylbewerber, die in Bollendorf-Pont und in Weilerbach untergebracht sind, wiederspiegelt ein Politikum. Menschen, die meistens per Bus, nach Luxemburg kommen, werden in einer ersten Phase im Flüchtlingszentrum „Don Bosco“ auf den Limpertsberg untergebracht. Danach werden passende Unterkünfte in den Gemeinden gesucht.

An diesem Punkt der Prozedur setzt die aktuelle Debatte um die Unterbringung von Asylbewerbern, meistens Roma aus Serbien, an. In Bollendorf-Brücke „haben die Menschen Angst“, sagt Christiane Martin, Direktorin des „Office luxembourgeois de l’accueil et de l’integration“. „Es sind die Klischees, die an den Neuankömmlingen haften, die der einheimischen Bevölkerung Angst zum Beispiel vor Einbrüchen machen“, so Martin im Tageblatt.lu-Interview. In Luxemburg habe man nicht die Erfahrungen mit dem „Phänomen Roma“, so dass die Unsicherheit, die man in der Müllertal-Gemeinde spürt, nachvollziehbar sei, erklärt sie.

„Angst um Tourismus …“

Am Donnerstagmorgen sagte Bürgermeister Ernest Walerius im Radio-Interview, dass er um den Tourismus in Berdorf, Angst habe. Damit meinte er die Anwesenheit der Asylbewerber auf dem Territorium der Gemeinde. Christine Martin: „Herr Walerius trägt die Verantwortung für die Bürger und gleichzeitig das Risiko, dass die Menschen, die wählen, unzufrieden sind.“ Das könnte erklären, warum man zu solchen Argumenten greife, um die Einwohner zu beruhigen, stellt sie klar.

Hinzu komme, dass auf dem Gebiet der Gemeinde, in Weilerbach, bereits ein Asylheim errichtet wurde. Christiane Martin: „Damals haben wir (OLAI und Gemeinde-Anm. der Redaktion) über die gleichen Punkte diskutiert“. Die Zahl der Antragsteller sei auch für eine kleine Gemeinde, wie Bollendorf, überdurchschnittlich, gibt die OLAI-Chefin zu. „Aber es ist unser Schicksal. Wir haben keine Wahl, wir müssen die Menschen irgendwo unterbringen“. Die Möglichkeit habe sich eben wieder in Bollendorf ergeben, es sei keine Absicht des OLAI gewesen, die Gemeinde erneut zu belasten, heißt es.

Unterkünft und Lebensbedingungen

Mit dem ehemaligen Hotel, wo momentan die Menschen untergebracht sind, wurde ein Pauschalpreis pro Zimmer und Monat zwischen OLAI und dem Betreiber ausgehandelt. Essen bekommen sie von der Großküche in Weilerbach, die beiden Häuser versorge. „Meistens melden sich die Hotelpächter bei uns“, erklärt Christiane Martin, „die Schwierigkeiten haben eine andere Kundschaft zu bekommen“. Das sei aber nichts Neues und Sensationelles, sagt die OLAI-Chefin.

Pro Woche kommen etwa 60 Menschen in Luxemburg an, die Asyl beantragen. In der Gemeinde Berdorf sind momentan 300 Bewerber untergebracht. Die 60 Menschen, die folgen werden, werden ins besagte Hotel untergebracht. Vor diesem Hintergrund organisierte am Dienstag eine neugegründete Bürgerinitiative einen Informationsabend zum Thema. Dort erklärte der Bürgermeister, dass man von 16 Kindern von Asylbewerbern ausgegangen sei, für die man ein Klassenzimmer zur Verfügung stellen sollte. Plötzlich und ohne Vorwarnung, hieß es, dass 60 Menschen untergebracht werden müssten.