Verwirrspiel um Euro-Referendum

Verwirrspiel um Euro-Referendum
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das erst vor zwei Tagen vereidigte griechische Parlament ist schon wieder aufgelöst. Für Verwirrung sorgt die angebliche Idee der Europäer, die Griechen sollten bei der nächsten Wahl doch gleich über den Verbleib im Euroland abstimmen.

Das griechische Parlament ist am Samstag wie erwartet aufgelöst worden, um den Weg für Neuwahlen zu ebnen. Staatspräsident Karolos Papoulias unterzeichnete ein entsprechendes Dekret, wie der staatliche Rundfunk berichtete. Nachdem eine Regierungsbildung am Parteienstreit gescheitert war, soll jetzt am 17. Juni ein neues Parlament gewählt werden.

Für Verwirrung und Entrüstung hatte in Athen zuvor ein Telefonat gesorgt, dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag mit dem griechischen Präsidenten geführt hatte. Die deutsche Bundesregierung hat „scharf dementiert“, dass die Kanzlerin darin ein Referendum zum Euroverbleib Griechenlands vorgeschlagen habe. Das hatte die griechische Regierung erklärt.

Referendum

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Samstag, die Euro-Finanzminister hätten Anfang der Woche in Brüssel „in aller Stille“ den griechischen Ressortkollegen Philippos Sachinidis beauftragt, „die Möglichkeit eines Referendums in Athen zur Sprache zu bringen“. Kein Politiker habe die Frage offen ansprechen wollen. Merkel habe sich am Freitag die Zeit genommen, Papoulias „über die Lage zu informieren“.

Die „Bild“-Zeitung schrieb am Samstag ähnlich, Merkel habe in dem Telefonat mit dem griechischen Präsidenten wissen wollen, was er davon halte. Der habe abgelehnt.

Kritik

In Griechenland verurteilten alle Parteien – angefangen von der konservativen Nea Dimokratia, bis hin zu den Kommunisten – das Ansinnen eines Referendums als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.

Die konservative Zeitung „Eleftheros Typos“ titelte am Samstag: „Noch nie dagewesene politische Intervention untergräbt das politische Klima.“ Die Parteizeitung der Linksradikalen „Avgi“ schrieb: „Grobe Erpressung – Nein zum Ultimatum Merkels.“ Ein Kommentator des griechischen Radios fragte: „Wer lügt?“

Nach der vorgezogenen Parlamentswahl am 6. Mai waren alle Bemühungen für die Bildung einer Koalitionsregierung gescheitert. Das erst am Donnerstag zusammengetretene und jetzt wieder aufgelöste Parlament sei das kurzlebigste seit dem Zweiten Weltkrieg in Griechenland gewesen, berichteten griechische Medien.