Verstärkte Sicherheit

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Nach dem Bombenterror in Südrussland demonstriert der Kreml Stärke. Tausende Sicherheitskräfte durchkämmen die Region Wolgograd. Die USA bieten Moskau eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen an.

Nach den beiden Selbstmordanschlägen in der Stadt Wolgograd hat Russland Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte in die Region entsandt. Etwa 5200 Polizisten und Soldaten sollten nach möglichen Komplizen der Attentäter suchen und das öffentliche Leben an den Neujahrstagen sichern, teilte das Innenministerium mit.

Bei Razzien seien mindestens 87 Menschen festgenommen worden, deren Dokumente ungültig gewesen seien, sagte Sprecher Andrej Piliptschuk. Der Kreml hat landesweit verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Mit Spannung wurde erwartet, ob Präsident Wladimir Putin in seiner traditionellen Ansprache in der Silvesternacht Bezug nimmt auf den Bombenterror. Der Kremlchef wollte Medienberichten zufolge seine Landsleute eigentlich festlich auf das neue Jahr einstimmen, in dem Russland im Februar Gastgeber der Olympischen Winterspiele ist. Die Rede wird vom Staatsfernsehen landesweit übertragen.

Keine Silvesterfeier in Wolgograd

Wolgograd und einige andere Städte sagten Silvesterfeiern aus Sicherheitsgründen und als Zeichen der Trauer ab. In Moskau wollten aber Tausende auf dem Roten Platz im Zentrum das neue Jahr begrüßen.

Die Zahl der Toten bei den Terroranschlägen stieg unterdessen auf insgesamt 34. Drei Schwerverletzte seien im Krankenhaus gestorben, teilte das Zivilschutzministerium am Dienstag mit. Damit starben beim Bombenanschlag auf einen Linienbus am Vortag 16 Passagiere und beim Attentat im Hauptbahnhof der Industriestadt am Sonntag 18 Menschen, darunter auch Sicherheitskräfte.

Sie sollen posthum staatliche Auszeichnungen erhalten. Die russische Regierung stellte auch umgerechnet 2,2 Millionen Euro Soforthilfe für Hinterbliebene bereit. In Kliniken in Wolgograd und Moskau liegen noch 64 Verletzte.

Niemand hat sich zu den Anschlägen bekannt

Die Anschläge innerhalb von nur 24 Stunden schüren Sorgen um die Sicherheit der Olympischen Spiele, die im Schwarzmeerkurort Sotschi stattfinden. Islamisten aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus hatten gedroht, die Wettkämpfe zu stören. Die Winterspiele gelten auch als Prestigeprojekt von Putin. Wolgograd, das bis 1961 Stalingrad hieß, liegt etwa 700 Kilometer von Sotschi entfernt. Zu den Anschlägen bekannte sich bislang niemand.

Die USA boten Russland für Olympia eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen an. Washington sage Moskau „volle Unterstützung“ für die Vorbereitung der Spiele zu, teilte das Weiße Haus mit. Putin bot seinerseits US-Präsident Barack Obama in einem Neujahrsschreiben einen konstruktiven Dialog in internationalen Fragen an.

Islamismus auf dem Vormarsch

Der Experte Eberhard Schneider sieht in Russland den Islamismus in den muslimisch geprägten Regionen auf dem Vormarsch. „Die Tendenz geht dahin, die bisherigen normalen Moscheen mit dieser neuen Ideologie zu durchdringen“, sagte der Politikwissenschaftler von der Universität Siegen. Putin müsse versuchen, die Muslime stärker auf eine Religionsausübung hinzuführen, die sich am russischen Nationalstaat orientiere, betonte Schneider.

Der Moskauer Politologe Alexej Malaschenko warnte davor, den ganzen Nordkaukasus als Konfliktgebiet zu sehen. „Mit ihrem Gerede von einem ‚Kaukasus-Emirat‘ erzürnen die Islamisten viele Menschen in der Region“, sagte der Experte vom Carnegie-Zentrum dem Fernsehen.

In der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus kamen zwei Menschen durch einen Sprengsatz ums Leben. Vier Polizisten wurden zudem verletzt, als eine Bombe unter ihrem Auto explodierte. In dem Gebiet kommt es fast täglich zu Gefechten zwischen Extremisten und Soldaten.