/ Verpasstes Duell Mélanchon-Le Pen
Die Fast-Kandidatin des Front national bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich, Marine Le Pen, war am Donnerstagabend Gast der Live-Sendung des “Paroles et des actes” von France2. In die Mangel genommen wurde sie von Journalisten und Politikern, die sie zu ihrem Programm befragten. Kritischen und präzisen Fragen, etwa zu ihrem Wirtschaftsprogramm und zu ihren Vorschlägen zur Sanierung der Sozialversicherung, wich Le Pen oftmals gekonnt aus. Stattdessen große Phrasen über Frankreich, das französische Volk, das Übel Euro und Europa, die politische “Kaste”, die das Land und dessen Reichtum zusammen mit der wirtschaftlichen Elite beherrscht.
Mit dem Elysée-Berater Henri Guaino verstand sich FN-Präsident Marine Le Pen besser.
“Ich glaube an Frankreich, die Nation, die allein die Sicherheit und den Wohlstand des Volkes garantieren kann”, so eine der typischen Aussagen Le Pens an diesem Abend. Sie sieht das Land allerlei Gefahren ausgesetzt, insbesondere von Europa, so die Abgeordnete des Europaparlaments. Europa, das wir heute kennen, sei ein Gefängnis, sie wolle die Gefängnistür öffnen.
Verpasstes Duell
Während über einer Stunde musste Le Pen sich den Fragen der Journalisten und des Elysée-Beraters Henri Guaino stellen. Und das war nur die Vortruppe. Sie bereitete das Gelände für Jean-Luc Mélanchon vor, dem Kandidat des Front de gauche, der Linkskräfte von radikalen Sozialisten bis Kommunisten vereinigt. Und der Gegner passte Le Pen nicht. Tage vor der Sendung war lange unklar, ob Le Pen sich überhaupt der Konfrontation mit Melancheon stellen würde.
Ihre gegenseitige Abneigung ließen beide nicht in der Garderobe. David Pujadas, Moderator der Live-Sendung, warf Le Pen vor, das Duell nur wegen der Quoten veranstaltet zu haben. Die Debatte habe keinen Sinn, so Le Pen, zumal er, Mélanchon, ihr nicht ebenbürtig sei, was die Prognosen der Umfragen anbelangt. Sie erinnerte an Mélanchons verbale Anremplungen, sie sei stupid, mental gestört, faschistoid. Mélanchons Truppen hätten ihre Meetings gestört.
Wähler-Beleidigung
„Indem sie mich beleidigen, beleidigen sie die Wähler, die für mich stimmen wählen würden“, so Le Pen. Mélanchon sei ein einziger Betrug, habe er doch bereits dazu aufgerufen, im zweiten Wahlgang für Hollande zu stimmen. Ob er die Sendung nicht leiten könne, rempelte Mélanchon Pujadas nach den mehrmaligen Verbalattacken Le Pens an. Doch der Linkskandidat schießt mit derselben Waffen zurück. Sie sage das eine, tue das andre, sie selbst sei Betrug. Mélanchon versprüht abgrundtiefe Abneigung, Le Pen versucht die Fassung zu halten, blättert in ihren Unterlagen, während der Linkskandidat wortgewaltig angreift, auf ihre rechtslastigen und reaktionären Vorschläge hinweist, zum Beispiel in Sachen unentgeltliche Abtreibung, die Le Pen abschaffen möchte. Sie debattiere nicht mit jemandem, der Schulhof-Argumente vorlege, den sie als öffentlichen Beleidiger bezeichnete, so Le Pen. Und dann wieder ein Seitenhieb gegen Pujadas, dem sie vorwirft, diese Art Zirkus veranstaltet zu haben.
Überzeugen konnte Marine Le Pen auch die anwesenden Journalisten nicht, die zum Schluss eine Bilanz der Debatte zogen. FN-Anhänger dürfte sie in ihrer Haltung bestärkt sehen, dass alle gegen den FN sind. Ihre Gegner dürfte sie darin erneut davon überzeugt haben, dass die Frau gefährlich ist.
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