Verleger flieht aus Hong Kong

Verleger flieht aus Hong Kong
(Vincent yu)

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In Hongkong geht bei Verlegern und Buchhändlern nach dem Verschwinden von Kollegen die Angst um. Nun gibt der Chef eines führenden Magazins seinen Wegzug nach Tokio bekannt.

Der Verleger eines führenden Magazins über Verteidigungsthemen will Hongkong aus Furcht vor der chinesischen Staatssicherheit verlassen. Andrei Chang, Herausgeber von „Kanwa Asian Defense“, sagte am Donnerstag, die mutmaßlichen Entführungen von Buchhändlern mit Verbindungen zu Hongkonger Verlegern, die Bücher über sensible politische Themen veröffentlicht hätten, hätten ihn schockiert. Daher habe er sich entschieden, im kommenden Monat nach Tokio zu ziehen.

Sein Magazin solle aber weiter in Hongkong erscheinen, sagte er. „Wenn man jemanden kennt, der entführt wurde, beginnt man sich zu fragen, ob man selbst der nächste sein wird“, sagte Chang, der kanadischer Staatsbürger ist und in China geboren wurde. „Wir müssen taktisch denken.“ Chang ist Fachmann über die Volksbefreiungsarmee, die topaktuelle Technologien in ihr Waffenlager aufnimmt. Er schreibt auch über Themen, die die chinesische Führung betreffen, im Besonderen über die Bestrebungen von Präsident Xi Jinping, seine Kontrolle über die Armee zu stärken.

Zeitweilig verschwunden

Zuletzt waren Autoren wie der schwedisch-chinesische Schriftsteller Gui Minhai und vier Kollegen, die Verbindungen zu dem Buchladen Causeway Bay hatten, zeitweilig verschwunden, unter ihnen auch der britische Chefredakteur Lee Bo. Das hatte viele Hongkonger fassungslos gemacht. Chinesische Sicherheitsagenten vom Festland wurden verdächtigt, Lee geschnappt und ihn über die Grenze gebracht zu haben. Damit würde Pekings Versprechen, sich aus örtlichen Angelegenheiten herauszuhalten, darunter Strafverfolgung, verletzt. Gui war offenbar in Thailand festgenommen und auf das chinesische Festland gebracht worden.

Viele ethnische Chinesen in Hongkong, unter ihnen Chang, haben ausländische Pässe, die sie als Art Versicherung im Fall einer Krise sehen. Allerdings kamen zuletzt an dieser Strategie Zweifel auf, weil sowohl Briten als auch Schweden Schwierigkeiten hatten, konsularischen Zugang zu Lee und Gui zu bekommen. Drei der Kollegen von Lee und Gui sind mittlerweile gegen Kaution auf dem Festland wieder frei. Die beiden selbst scheinen aber ohne Anklage weiter festzusitzen.