Verheerendem Anschlag entgangen

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Schwedens Sicherheitsbehörden tappen noch im Dunkeln bezüglich der Hintergründe des Anschlags am Samstag in Stockholm. Eine E-Mail mit Audiodatei zieht die Spur zu Islamistenkreisen.

Mitten in der Vorweihnachtszeit ist die schwedische Hauptstadt Stockholm nur knapp einem verheerenden Bombenanschlag entgangen. Der mutmaßliche Attentäter kam bei einer Explosion in der Innenstadt am Samstagnachmittag ums Leben, bei der aber offenbar nicht alle Bomben zündeten. Kurz zuvor war ein weiterer Sprengsatz in einem Auto detoniert.

Die Behörden gehen von einem Terroranschlag aus. Mehrere Passanten wurden verletzt. Möglicherweise steht die Tat mit dem Einsatz schwedischer Truppen in Afghanistan und dem Abdruck von Mohammed-Karikaturen in Zusammenhang. Eine entsprechende Drohmail ging kurz vor der Tat bei der Nachrichtenagentur TT ein.Der schwedische Außenminister Carl Bildt sprach von einem sehr besorgniserregenden Versuch eines Terroranschlags. „Das hätte wirklich katastrophal enden können.“

Aufruf zur Ruhe

Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt rief die Schweden zur Ruhe auf. Werte wie Toleranz und Offenheit dürften nicht erschüttert werden. Kurz vor Reinfeldts Erklärung nahm die Polizei einen Mann fest, der in der Nähe seines Amtssitzes mit einer Axt hantierte.Die Polizei bestätigte zunächst nicht, dass es sich bei dem am Samstag getöteten Mann um einen Selbstmordattentäter handelte. Auch die Motive und die Identität waren unklar. Nach einem Bericht des Fernsehsenders SVT könnte es sich um einen 29-jährigen Mann aus der südschwedischen Kleinstadt Tranas handeln.

Der Zeitung „Aftonbladet“ zufolge hatte der Mann sechs Rohrbomben bei sich, von denen aber nur eine explodierte. Sein Rucksack sei mit Nägeln und mutmaßlich explosivem Material gefüllt gewesen. Ein Rettungssanitäter sagte der Onlineausgabe der Zeitung „Dagens Nyheter“: „Es sieht so aus, als ob der Mann etwas getragen hat, das in seinem Bauch explodiert ist.“ Anliegende Geschäfte seien nicht beschädigt worden. Der Mann habe ein Palästinenser-Tuch im Gesicht getragen. Augenzeugen sagten, er habe kurz vor der Explosion offenbar Worte auf Arabisch geschrien.

Der Einsatzleiter der Sicherheitspolizei Säpo, Anders Thornberg, erklärte, es gebe in dem Fall gute Hinweise. Derzeit sehe es so aus, als ob der Mann auf eigene Faust gehandelt habe, sagte Thornberg. Es werde jedoch auch untersucht, ob es mehrere Täter gebe.

Signal an andere Extremisten?

„In anderen europäischen Hauptstädten sollte man sich über die Tatsache Sorgen machen, dass dies kurz vor Weihnachten passiert“, warnte Claude Moniquet, Chef des Europäischen Geheimdienst- und Sicherheitszentrums aus Brüssel. „Das könnte ein Signal an andere potenzielle Extremisten sein, zu dieser Zeit zuzuschlagen.“

In Stockholm fing am Samstag gegen 16.00 Uhr zunächst ein Auto nahe einer belebten Einkaufsstraße an zu brennen. Wenig später kam es darin zu mehreren Explosionen, die der Polizei zufolge durch in Kanister abgefülltes Gas ausgelöst wurden. 10 bis 15 Minuten später und rund 300 Meter entfernt sprengte sich offenbar der mutmaßliche Selbstmordattentäter in die Luft. Auf Fernsehbildern waren Menschen zu sehen, die in Panik flüchteten. Die Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab.

Drohschreiben eingegangen

Die Nachrichtenagentur TT erhielt einem eigenen Bericht zufolge etwa zehn Minuten vor den Explosionen eine E-Mail, in der das Land wegen seiner Unterstützung des Nato-Einsatzes in Afghanistan bedroht wurde. Die mit der Mail verschickte Ton-Aufnahme sei auch an die Sicherheitspolizei adressiert gewesen, meldete TT. Der Regierung in Stockholm wird darin ein Krieg gegen den Islam vorgeworfen. Zudem wird Schweden für Mohammed-Karikaturen des heimischen Zeichners Lars Vilks kritisiert.

E-Mail-Drohung enthielt Audio-Datei

Bei der kurz vor dem Terroranschlag in Schweden verschickten E-Mail mit Drohungen handelt es sich um eine Audio-Datei, in der auf den Dschihad Bezug genommen wird. „Unsere Taten werden für sich selbst sprechen“, sagt ein Sprecher auf der Aufnahme. „Jetzt wurde der islamische Staat geschaffen. Wir existieren jetzt hier in Europa und in Schweden. Wir sind eine Realität“, heißt es weiter.

Ob es sich bei dem Sprecher um den bei einer der beiden Explosionen am Samstag getöteten mutmaßlichen Attentäter handelt, war zunächst unklar. Die Polizei erklärte, sie gehe dieser Möglichkeit nach.