Unterstützungskomitee für den „Nol“

Unterstützungskomitee für den „Nol“
(Tageblatt/Herve Montaigu)

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Die RTL-Affäre um Mudam-Direktor Enrico Lunghi, der, nachdem Staats- und Medienminister Bettel eine Untersuchung über sein Benehmen angeordnet und der Verwaltungsrat ihn gescholten hatte, demissionierte, ebenso wie der CEO von RTL Lëtzebuerg, Alain Berwick, vorgezogen seine Pension zum Jahresende antreten wird, ist trotz dieser personellen Schritte noch nicht ausgestanden.

Gestern erreichte uns eine Mitteilung, in der ein „Unterstützungskomitee“ (in einer ersten Phase von Jean-Claude Grosbusch, Edgar Bisenius und Jean-Paul Hoffmann zusammengesetzt) schreibt, es habe mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass die Sendung „Den Nol op de Kapp“ von den Verantwortlichen von RTL mit sofortiger Wirkung abgesetzt worden sei. Gleichzeitig sei angekündigt worden, das Magazin in veränderter Form zu einem späteren Zeitpunkt wieder ins Programm zu nehmen.

Vieles, so das Komitee, deute darauf hin, dass die Absetzung der Sendung auf den Vorfall zurückzuführen sei, der sich zwischen der „Nol“-Journalistin Sophie Schram und dem Mudam-Direktor ereignet hat. Die einheimische Medienlandschaft werde künftig auf eine erprobte wie populäre Investigativ-Plattform verzichten müssen. Dabei habe die Sendung über 20 Jahre hinweg Missstände aller Art aufgedeckt und Lösungen herbeiführen können.

„Übereilt, unbegründet“

Mit dem Verschwinden des „Nol“ werde der Zivilgesellschaft ein wirksames Instrument der demokratischen Auseinandersetzung aus der Hand genommen. So hoffen die Gründungsmitglieder des Komitees denn auch, dass RTL die in seinen Augen ebenso übereilte wie unbegründete Entscheidung noch einmal überdenkt.

Weiter kündigt das Komitee die Schaffung einer regelmäßig aktualisierten Webseite an: originalnol.wordpress.com. Mittlerweile wurden uns weitere Details der Affäre zugetragen: So habe die schlechte Stimmung zwischen Redaktion und Direktion bereits seit längerem vorgeherrscht. Zwei Wochen vor der Affäre sei es bereits zu einem heftigen Streit zwischen der Chefredaktion des Hauses und dem Direktor gekommen, da Letzterer die Arbeit der Redakteure stark kritisiert hatte.

Auch zum internen Audit, das scheinbar noch nicht vorliegt, gibt es Details: So habe Chefredakteur Alain Rousseau ganze 14 Stunden mit den Auditoren, die von der Muttergesellschaft in Köln nach Luxemburg gesandt wurden, zusammen gesessen.

Krankenschein nach mehrmaligem Bitten

Die Fragen um den Krankenschein von Sophie Schram, der erst spät datiert ist, erklären sich offenbar dadurch, dass deren Bruder Arzt in Deutschland ist und sie erst einige Tage abgewartet hatte. Erst als die Schwellung des Handgelenks nicht zurückging, sei sie ins Kirchberger Spital zur Untersuchung gegangen und die Ärztin, die viel Arbeit hatte und anscheinend ständig operierte, habe ihr den Krankenschein erst nach mehrmaligem Bitten und einige Tage später zugesandt.

Sophie Schram, die als freie Mitarbeiterin bei RTL beschäftigt war, wird derweil beim Arbeitsamt vorstellig werden; die Bereitschaft der Redaktion, ihr Themen zu geben, scheint verschwindend gering, und die „Nol op de Kapp“-Redaktion, die dem Programmteil „Magazin“ unterstellt ist, hat bis auf Weiteres keine Themen zu vergeben.

Wie sie künftig aussehen wird und wer sie leitet, wird wohl erst vom neuen CEO entschieden – und der ist noch nicht bekannt. Marc Thoma will die Sendung dem Vernehmen nach nicht mehr leiten, sollte dies künftig nicht nach seinen Vorstellungen möglich sein.