Ungewisse Zukunft für das Nationalarchiv

Ungewisse Zukunft für das Nationalarchiv
(Tageblatt-Archiv)

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In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Octavie Modert stellt Kulturministerin Magy Nagel den Standort Belval für das Nationalarchiv in Frage.

Nachdem es vor ein paar Wochen heftig geregnet hatte, standen die Aushilfsräumlichkeiten des Nationalarchivs in Bartringen unter Wasser. Um ein Haar wäre es um kostbare Bestände geschehen. Eine Lösung für ein neues Archiv ist jedoch noch nicht in Sicht. Seit über zehn Jahren wird über einen neuen Standort für das Nationalarchiv diskutiert; das aktuelle platzt aus allen Nähten.

2002 entschied sich die damalige Regierung für ein neues Archiv auf Esch/Belval. Kürzlich hatte Kulturministerin Maggy Nagel jedoch den Standort Belval wieder in Frage gestellt, und durchblicken lassen, das neue Archiv könnte doch in der Hauptstadt angesiedelt werden.

Entscheidung verschleppt

Déi Lénk wittern in der Infragestellung des Standorts Belval ein pareipolitisches Kalkül der DP-Kulturministerin. Maggy Nagel handele auf Druck eine retrograden Beamtenlobby, schreibt Frank Jost, Mitglied des Koordinationsbüros von déi Lénk. Für déi Lénk ist es nicht annehmbar, wie mit dem nationalen Gedächtnis, sprich Nationalarchiv umgegangen werde. Anlässlich einer Pressekonferenz forderte „déi Lénk“ am Mittwoch Klarheit von der Ministerin.

Das erste Projekt wurde von der damaligen CSV-LSAP Regierung aber verschleppt. Damals war vorgesehen dass das neue Archiv 28.000 Quadratmeter umfassen sollte, 180 Archivkilometer. Alles sollten über dem Boden gebaut werden: Archive, Büros und Lesesäale. Geplante Kosten: 87.700.000 Euro. Das neue Archiv sollte gegenüber den beiden Hochöfen entstehen.

Unter der Erde

2009 wurde ein neues Projekt ausgearbeitet (Kostenpunkt : 38.080.000 Euro), weil der ursprünglich vorgesehene Standort nur mehr zur Hälfte zur Verfügung stand, wurde bei diesem Plan, ein Teil der Einrichtung unter Boden verlagert: Büros und Leseräume sollten über Tage gebaut werden. Das geplante Archiv, das schon auf 90 Kilometer geschrumpft war, sollte unterirdisch angelegt werden.

Momentan verfügt das Nationalarchiv über 45 Kilometer an Dokumenten. Auch bei Plänen für 90 Kilometer, bliebe noch Platz zu Wachsen. Doch auch dieses Projekt wurde verworfen. Ein klare Antwort auf die Frage warum und wie es weitergehen würde, erhielt die Direktorin Josée Kirps von der damaligen Ministerin Octavie Modert keine Antwort.

Argumente für beide Standorte

Die Antwort der Kulturministerin – dass das Projekt eines neuen Archivs überarbeitet werden müsse – ergebe durchaus Sinn, sagte Kirps dem Tageblatt gegenüber. Einerseits sei es zwar logisch, dass ein Nationalarchiv seinen Platz auf Belval fände, da alle „Kunden“, sprich Studenten und Forscher doch seien. Andererseits befänden sich fast alle „Zulieferer“ des Archivs – Verwaltungen und Gerichte – in der Hauptstadt. Von daher mache auch ein Nationalarchiv dort Sinn. Zudem müsse man bedenken, dass ein unterirdisches Archiv nicht unbedingt billiger würde , da dies kompliziertere Ansprüche an das Raumklima stelle, erklärte Josée Kirps.