Ungereimtheiten nach Sicherheitskontrolle

Ungereimtheiten nach Sicherheitskontrolle
(Didier Sylvestre)

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Kabel, von denen niemand weiß, welchen Zweck sie erfüllen; Vereinbarungen, die überholt sind; Pannen bei Übungen, die nicht dokumentiert und nicht korrigiert werden. Ein Brief der französischen Sicherheitsbehörde ASN zeigt, wie lässig in der atomaren Anlage von Cattenom gearbeitet wird. Der Brief liegt der Redaktion vor.

Kontrolliert wurde am vergangenen 14. April. Die Kontrolle war angekündigt und beschäftigte sich nur mit Vorgehensweisen im Krisenfall und mit Sicherheitseinrichtungen im Krisenfall. „Insgesamt zufriedenstellend“ sei die Kontrolle verlaufen, schreibt der stellvertretende Leiter der französischen atomaren Sicherheitsbehörde ASN in Straßburg in seinen Brief an den Direktor der Anlage in Cattenom. Aber dann macht er eine Reihe von Anmerkungen, die insgesamt aufzeigen, dass in Cattenom mit einer routinemäßigen Gewöhnung, sogar Laxheit gearbeitet wird.

Keine Lehren gezogen

Bei der Dokumentation macht die Behörde der Cattenom-Leitung einen schwerwiegenden Vorwurf. Bei Übungen seien bestimmte aufgetretene Pannen nicht dokumentiert und auch nicht zur Korrektur festgehalten worden.

Mit anderen Worten: In Cattenom würden zwar Übungen durchgeführt, aber aus den Erfahrungen keine Lehren zur Verbesserung gezogen oder aber die Erfahrungen gar nicht richtig dokumentiert.

Der Super-GAU

In einem anderen Fall ist eine notwenige Übung gar nicht erst in den Arbeitsplan 2016 aufgenommen worden. In Cattenom geht man sehr wohl davon aus, dass es einen größeren Unfall geben könne. Die für 2016 dazu vorgesehene Teil-Evakuierungsübung der Mitarbeiter aber ist im Jahres-Aktionsplan nicht aufgeführt.

Die Lage von Cattenom im Dreiländereck Frankreich, Luxemburg, Deutschland mit den Bundesländern Saarland und Rheinland-Pfalz macht die Situation prekär. Der Leiter der Sicherheitsbehörde ASN hat in einem Interview mit der französischen Tageszeitung „Le Monde“ gesagt, dass Europa vor einem GAU wie Tschernobyl nicht geschützt sei. Er könne in jedem Kernkraftwerk auftreten.

Die Kernzone der Verseuchung wird von ihm in einem solchen Fall mit einem Umkreis von 100 Kilometern angegeben. Das heißt: Luxemburg würde unbewohnbar werden. Trier und weite Teile der Eifel sind 50 bis 100 Kilometer entfernt, Teile des Landkreises Trier-Saarburg gar nur 25 Kilometer. Trier mit der Eifel und dem Moseltal würden unbewohnbar, das Saarland eine atomare Wüste werden, wenn in Cattenom ein Unfall wie in Tschernobyl geschähe.

Weitere Details finden Sie in der Dienstagausgabe (31.5.) im Print und als E-Paper.