Kroatien verzeichnet eine Rekordzahl an neuen Flüchtlingen. Unterdessen hat Ungarn den geplanten Zaunbau an der slowenischen Grenze gestoppt und will auch mit den Nachbarländern über die Grenzsicherung verhandeln. Die heftigen Verstimmungen zwischen Serbien, Kroatien und Ungarn in der Flüchtlingsfrage dauern an.
Allein am Freitag seien fast 10.000 neue Flüchtlinge in Kroatien angekommen, teilte das Innenministerium am Samstag in Zagreb mit. Dies sei ein neuer Tagesrekord. Seit die Flüchtlinge vor zehn Tagen erstmals Kroatien als Transitland wählten, seien es 65.000 Menschen gewesen. Fast alle werden mit Bussen und Zügen an die ungarische Grenze gebracht, von wo sie laut Medienberichten von ungarischen Behörden nach Österreich weitergeleitet werden.
„Nur ein Versuch“
Ungarn hat unterdessen den Zaunbau an der slowenischen Grenze am Samstag vorläufig gestoppt. Das Innenministerium in Budapest erklärte, dieses am Donnerstag unangekündigt begonnene Projekt sei nur ein Versuch gewesen. Ministerpräsident Viktor Orban hatte am Vortag gesagt, ein solcher Zaun sei problematisch, weil Slowenien wie Ungarn zum grenzkontrollfreien Schengen-Raum gehöre.
Hingegen hält Budapest einen Zaun an der kroatischen Grenze für legitim, weil das EU-Land Kroatien nicht zum Schengen-Raum gehöre. Ungarn will nun mit Kroatien und Slowenien über die Grenzsicherung verhandeln. 8159 neue Flüchtlinge waren allein am Freitag in Ungarn angekommen.
Kritik an Kroatien
Zugleich kritisierte Ungarns Außenminister Peter Szijjarto erneut das Nachbarland Kroatien. Zagreb habe „Grund zur Bescheidenheit“, zumal das Land bewiesen habe, dass es mit den Flüchtlingen nicht zurechtkomme. Der Minister reagierte damit am Samstag auf Kritik des kroatischen Ministerpräsidenten Zoran Milanovic an den ungarischen Zaunbau-Plänen.
Auch zwischen Belgrad und Zagreb blieb das Klima vergiftet, obwohl Kroatien zwei zuvor blockierte Grenzübergänge nach Serbien auf Druck der EU wieder geöffnet hatte. Serbische Zeitungen werteten dies als Niederlage Kroatiens. Das serbische Boulevardblatt „Informer“ setzte die Zagreber Regierung sogar mit dem früheren faschistischen Ustasa-Regime gleich.
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