UN-Sicherheitsrat fordert neue Waffenruhe

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(AP)

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Im Nahen Osten wird wieder gekämpft. Ein Ende des Konflikts zeichnet sich nicht ab - aber der israelische Ministerpräsident Netanjahu deutet die Möglichkeit einer langfristigen Friedensregelung an.

Der UN-Sicherheitsrat in New York hat die Konfliktparteien im Nahen Osten „dringend“ aufgerufen, Verhandlungen über eine erneute und „langanhaltende“ Waffenruhe aufzunehmen. Israel und die Palästinenser sollten eine Eskalation des Konflikts verhindern und stattdessen eine sofortige Feuerpause vereinbaren, sagte der Vorsitzende des Rats, der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant, am Mittwoch in New York. Der Sicherheitsrat sei angesichts der am Dienstag wieder aufgeflammten Kämpfe in Gaza „tief besorgt“.

Die israelische Armee hat am Donnerstag die gezielte Tötung von ranghohen Kommandeuren der im Gazastreifen herrschenden Hamas bestätigt. „Ja, es war ein gezielter Angriff“, sagte Militärsprecher Arye Shalicar. Die Hamas hatte bestätigt, Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum seien bei einem Luftangriff im Süden des Gazastreifens ums Leben gekommen. Der israelische Armeesprecher Peter Lerner teilte über Twitter mit, vor allem Al-Attar und Schimala seien für mehrere Anschläge und den Tod von Israelis verantwortlich.

Widersprüchliche Meldungen

Der US-Nachrichtensender Fox News berichtete unter Berufung auf israelische Geheimdienstquellen, auch Deif sei wohl getötet worden. Hingegen betonten eine von Deifs Schwestern und seine Schwiegermutter in Gaza, er sei am Leben. Auch die Hamas dementierte, dass der 1962 geborene Deif getötet worden sei. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezeichnete eine Todesurkunde mit dem Namen Deifs von einem Krankenhaus als Fälschung, berichtete die Zeitung „Jerusalem Post“ am frühen Donnerstagmorgen. Der Hamas-Funktionär Mussa Abu Marsuk nannte den Angriff ein „Verbrechen“.

Deifs 27-jährige Frau, sein sieben Monate altes Kind und zwei weitere Menschen kamen bei dem Luftangriff ums Leben. Deif gilt in Gaza als einer der wichtigsten Drahtzieher, er hat schon mehrere versuchte Tötungen durch Israel überlebt. Israel wirft ihm vor, er dirigiere den Gaza-Krieg aus dem Untergrund.

Gezielte Tötungen

Israel hatte in der Vergangenheit immer wieder politische und militärische Führer der Hamas gezielt getötet. Der spirituelle Führer Ahmed Jassin, der an einen Rollstuhl gefesselt war, kam 2004 bei einem Luftangriff Israels ums Leben. Später tötete Israel auch dessen Nachfolger Abdel Asis Rantisi und 2012 den Hamas-Militärchef Ahmed Dschabari.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Führer der militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen als „legitimes Ziel“. Er wollte sich jedoch nicht dazu äußern, ob Deif getötet wurde. Gleichzeitig deutete Netanjahu die Möglichkeit einer langfristigen Friedensregelung in der Region an. „Wer sagt, dass wir den Frieden aufgegeben haben?“ Er kündigte einen „neuen diplomatischen Horizont“ an, ohne sich zu Einzelheiten zu äußern.

Mehrere Kinder sterben

Bei einem anderen israelischen Angriff auf ein Gebäude in Dir el Balach im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben acht Mitglieder einer Familie getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Maan berichtete, unter den Toten seien mehrere Kinder und die Eltern. Auch vier militante Palästinenser seien bei zwei gezielten Luftangriffen getötet worden.

Binnen Stunden wurden bei israelischen Luftschlägen mindestens 21 Palästinenser getötet und 120 verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte. Militante Palästinenser feuerten rund 180 Raketen auf Israel ab.

Sturz der Hamas

Rechtsorientierte Minister fordern einen Sturz der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen. Die Armee habe 2000 Reservisten wieder einberufen, die bereits freigestellt worden waren, bestätigte eine Militärsprecherin.

Eine Feuerpause zwischen Israel und den militanten Palästinensern war am Dienstag gebrochen worden. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die Regierung in Jerusalem zog aus Protest gegen neue Raketenangriffe ihre Verhandlungsdelegation aus Kairo ab. Dort sollte eine dauerhafte Waffenruhe ausgehandelt werden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor gut sechs Wochen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 2040 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 10 000 verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.