„Uma festejo popular“

„Uma festejo popular“

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1968 war der erste offizielle Pilgergang der portugiesischen Gastarbeiterfamilien zum Denkmal der Fatima "op Baessent" in Wiltz. Seitdem findet jedes Jahr an Christi Himmelfahrt die Wallfahrt der portugiesischen Mitbürger statt.

In diesem Jahr waren es schätzungsweise 18.000 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder, die sich auf den Weg nach Wiltz machten. Bereits am Mittwoch waren vielerorts Gruppen zu Fuß zur Fatima unterwegs. Gruppen aus dem Süden und Westen des Landes, jedoch auch aus dem nahen Ausland.

Erinnern wir kurz einmal an die Geschichte um diese Statue (siehe dazu auch unsere Mittwochausgabe, Seite 23). Im Kugelhagel der Ardennenoffensive und der drohenden Evakuierung der Stadt machten zehn Frauen und Männer am 13. Januar 1945 im Keller des „Dechantshauses“ das Versprechen, nach dem Krieg „einen öffentlichen Kreuzweg mit der Darstellung der Frau von Fatima“ zu errichten.

Im Herbst 1951 begannen die Bauarbeiten zur Einlösung des Versprechens. Das Denkmal wurde am 13. Juli 1952 eingeweiht. Anfang der 60er Jahren entdeckten portugiesische Einwanderer das Denkmal. Die Nachricht machte schnell die Runde und seitdem ziehen die portugiesischen Mitbürger einmal im Jahr zur Fatima „op Baessent“ und die Tradition will es, dass die letzte Etappe den Hügel hinauf zur Statue sogar auf den Knien zurückgelegt wird.

Familie, Freunde,Bekannte …

„Mit den Jahren ist hieraus ein wahres Volksfest (‚festejo popular‘) geworden“, sagte uns am Donnerstag der 19-jährige João aus Differdingen. „Wir planen diesen Tag lange im Voraus. Wir verabreden uns mit Brüdern und Schwestern, mit Vettern und Cousinen und mit anderen Familien aus dem In- und Ausland zum Picknick und verbringen einen tollen Tag zusammen.“

Apropos Picknick: Am Donnerstagmittag qualmten wieder Tausende von Barbecues entlang der Straße von Heiderscheid nach Büderscheid, überall standen Zelte, waren Tische und Stühle aufgestellt, spielten Kinder und diskutierten die Erwachsenen. Überall hörte man Musik, ein buntes Medley aus Pop, Rock und Folklore. Mischte man sich unter dieses Volk, wurde einem schnell bewusst, dass Familienzusammenhalt hier noch großgeschrieben wird. Mit einem Blick auf den selbst gebauten und vollbelegten Grill gab uns ein älterer Herr folgendes zu verstehen: „E consumida pelas próprias famílias ou amigos, conhecidos ou parentes.“ Das musste uns die kleine Isabelle aber übersetzen: „Mein Opa aus Lissabon möchte sagen, dass das Essen für die Familie, für Freunde, Bekannte und auch für Verwandte zubereitet wird. Er liebt es, wenn viele Leute am gleichen Tisch sitzen.“

Belagerungszustand

Am Nachmittag fand die offizielle Prozession von der Dekanatskirche in Wiltz bis hinauf „op Baessent“ statt. Das ist jedes Jahr der Moment, wo die Stadt sich in einem wahren Belagerungszustand befindet. Die Straßen verschwanden auch am Donnerstag unter den Menschenmassen, überall standen fahrende Geschäftsleute oder Vereine mit ihren Verkaufsständen, es wurde gesungen, man hörte von weitem eine Musikkapelle, man hörte Rufe und allen Ortes fielen sich Menschen in die Arme.

Erst in den späten Abendstunden kehrte wieder Ruhe in das Ardennenstädtchen ein und die Rauchschwaden über dem Heiderscheidergrund verschwanden langsam am immer dunkler werdenden Himmel.