„Überrascht, wenn Trump sich ähnlich bemüht“

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Der scheidende US-Präsident Obama wird für sein Zugehen auf die indianische Bevölkerung gelobt. Mit dem Regierungswechsel wachsen Angst und Unsicherheit unter den indigenen Völkern.

Der Baustopp für eine umstrittene Pipeline durch Indianergebiet ließ die Demonstranten Anfang Dezember jubeln. Die Sioux dankten US-Präsident Barack Obama und seiner Verwaltung. Doch ungedämpft ist die Freude nicht. Sie ist überschattet von Unsicherheit und der Befürchtung, dass die Anliegen der Indianer bei Obamas Nachfolger Donald Trump von der Agenda verschwinden könnten.

„Mit Blick auf den Amtsantritt Trumps kann man einfach nicht feiern“, sagt Laundi Germaine Keepseagle aus dem Standing Rock Sioux-Reservat, wo der Pipeline-Verlauf für heftige Proteste gesorgt hatte. Einer der Beschwerdepunkte der Indianer war, dass sie nicht ausreichend Mitsprachegelegenheit hatten. So wurde die Pipeline entlang des Oahe-Sees geplant, einer der Haupttrinkwasserquellen des Stammes.

Projekt zunächst gestoppt

Obamas Behörden zeigten sich verständnisvoll. Das Projekt wurde zunächst gestoppt, mehrere Treffen mit Stammesvertretern angesetzt. Und nun werden Richtlinien erarbeitet zu künftigen Konsultierungsprozessen. Diese sollen fertig sein, bevor Obama das Weiße Haus verlässt, kündigte Innenministerin Sally Jewell an. Und sie betonte: Sie erwarte, dass der Bericht auch für eine künftige Regierung Gültigkeit habe, die bereits Kehrtwenden in einigen Bereichen angekündigt habe.

Die Betroffenen sind sich nicht so sicher. Sie fragen sich etwa, ob der designierte Präsident Trump die Entscheidung für die Suche nach einer Alternativroute rückgängig machen wird. Schließlich gilt Trump als nicht unbelastet: Er hatte einst in den Pipeline-Bauer investiert. Ein Sprecher Trumps erklärte lediglich, der neue Präsident werde die Pläne prüfen. Insgesamt gilt Trump als Befürworter der gesamten Dakota Access Pipeline, die über knapp 1900 Kilometer von North Dakota nach Illinois führen soll.

Sorgen

Auch in weiteren Bereichen kommt Sorge auf, welchen Kurs Trump einschlagen wird. Der scheidende Präsident Obama traf sich jährlich mit den Führern der Stämme und rückte so regelmäßig die Anliegen der indigenen Einwohner ins Rampenlicht. Zu seiner Gesundheitsgesetzgebung gehörte bessere Prävention und Versorgung für die indianischen Gebiete, das Innenministerium stellte weiteren Grund unter indianische Kontrolle, und das Justizministerium brachte auf den Weg, dass Stämme Übergriffe nicht-indianischer Angreifer auf indianische Frauen besser ahnden können. Vor Obama gab es hier Gesetzeslücken.

Weiter legte die Obama-Regierung Jahrzehnte alte Rechtsstreitigkeiten mit Indianern bei, darunter auch Sammelklagen wegen Missmanagements von Einnahmen aus dem Öl-, Gas- oder Holzgeschäft. „Ich denke, dass Präsident Obama der beste Präsident war, was den Umgang mit den indigenen Amerikanern angeht“, sagt Brian Cladoosby vom Swinomish-Stamm nördlich von Seattle, Vorsitzender des Nationalkongresses der Amerikanischen Indianer in Washington. „Die vergangenen acht Jahre haben uns Hoffnung gemacht.“

Unsicherheitsfaktor Trump

Trump kommt als Unsicherheitsfaktor. In seinem Wahlkampf war kaum Raum für die Belange der Indianer. Öffentlich hat er sich bisher nicht dazu geäußert, was seine Regierung am Verhältnis zu den Stämmen ändern will. Einige seiner Wahlkampfansagen, wie ein Beschneiden der Gesundheitsgesetze Obamas oder eine Mauer an der Grenze zu Mexiko, stehen aber klar indianischen Interessen gegenüber.

In Arizona hat die Führung der Tohono O’odham Nation bereits deutlich gemacht, dass sie sich dem Mauerprojekt entlang ihres Reservats widersetzen würde. Der Gesundheitsausschuss der Indianer in Washington bemüht sich derweil um die Unterstützung der Abgeordneten, um sicherzustellen, dass die für sie wichtigen Gesundheitsgesetze Bestand haben.

„Trump ist für Job-Wachstum“

„Der direkte Dialog, den Präsident Obama mit den Stammesnationen eingerichtet hat, hat uns große Hoffnung gemacht“, sagt Duane „Chili“ Yazzie von den Navajo. „Wenn die Trump-Regierung sich ähnlich bemühen würde, mit uns zu kommunizieren, wäre ich überrascht.“

Einige Anhänger in den Indianergebieten hat Trump aber doch. Sie setzen vor allem auf wirtschaftlichen Aufschwung, wenn der Unternehmer an der Macht ist. „Trump ist für Job-Wachstum, und die Stämme brauchen eine gesunde Dosis Wirtschaft“, erklärt der Navajo Deswood Tome aus Arizona.

„Man muss Mutter Erde achten“

Der Stammesführer der Standing Rock Sioux, David Archambault, hofft derweil auf ein Treffen mit Donald Trump. Dabei will er an den künftigen Präsidenten appellieren und den Widerstand seines Stammes gegen die Pipeline-Route verteidigen. Das Projekt gefährde schließlich nicht nur das Trinkwasser, sondern auch kulturelle Stätten. Außerdem spiele Respekt vor der Schöpfung eine Rolle.

„Man muss Mutter Erde achten“, betont Archambault. „Man kann trotzdem an Kapitalismus glauben, man kann trotzdem in Infrastruktur investieren. Aber diese Infrastruktur-Projekte sollten auf erneuerbare Energien zielen, nicht auf fossile Brennstoffe.“