Der 7. August 2014 sollte ein denkwürdiger Tag für Michael Flynn werden. Fast 500 Gäste waren in das Hauptquartier des US-Militärgeheimdienstes DIA gekommen, um ihn als Direktor der Behörde zu verabschieden.
Der Drei-Sterne-General ging ein Jahr eher als geplant, es war wohl kein freiwilliger Schritt. Er war erst 55 Jahre alt – ein frühes Alter, um in den Ruhestand zu gehen. Es heißt, er sei aus dem Amt gedrängt worden.
Scharfer Kritiker von Obama
Flynn selbst fühlte sich nicht ernst genommen. In einem Interview klagte er darüber, dass er wiederholt vor terroristischen Bedrohungen gewarnt habe, aber niemand auf ihn habe hören wollen.
Am Abend dieses 7. Augusts trat Präsident Barack Obama vor eine Kamera und erklärte, er habe den Befehl gegeben, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak aus der Luft anzugreifen. Flynn sollte sich in den Folgejahren zu einem scharfen Kritiker von Obamas Strategie entwickeln. Es klang verbittert. Er war zum Außenseiter geworden.
Kommt gerne in Trumps Beraterstab
Nun sitzt der 57-Jährige bald an entscheidender Stelle im Weißen Haus. Als Trumps nationaler Sicherheitsberater ist er dessen engster und wichtigster Vertrauter, was Krisen, Konflikte und andere Sicherheitsfragen betrifft. Egal, ob es um eine Eskalation im Südchinesischen Meer ginge, russische Aggressionen in Osteuropa oder um einen neuen Ebolaausbruch – der letzte Rat käme von Flynn.
Der im Irakkrieg erfahrene Militär vertritt die Einsicht, dass Muslime ein sehr tief verwurzeltes Glaubenssystem hätten, das für Amerikaner nur sehr schwer nachvollziehbar sei. Später sollte er so weit gehen, den Islam als politische Ideologie zu bezeichnen, die sich hinter einer Religion verstecke. Mit Trump ist er sich darin einig, dass die Zuwanderung aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern eingeschränkt werden müsse.
Andere Sicherheitspolitik
Wie sehr ihm daran gelegen ist, die Zentrifugen amerikanischer Außen- und Sicherheitspolitik zu verschieben, zeigt sich vor allem beim Thema Russland. Flynn trat wiederholt dafür ein, die Eiszeit mit dem Kreml zu beenden und gemeinsam den IS zu bekämpfen.
Eineinhalb Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Militärgeheimdienst saß Flynn während eines Galadinners in Moskau neben Putin. Flynn sagte, er habe an diesem Tag gelernt, dass Putin keinerlei Respekt für die US-Regierung habe. Es ist ein Satz, den auch Trump immer wieder aussprach.
Flynns Beraterfirma betreibt Lobbyarbeit für die Türkei
Wie sehr Flynn bemüht sein könnte, Einfluss zu nehmen, lässt sich auch bei einem anderen Thema erahnen. In einem Gastbeitrag schrieb er in der vergangenen Woche, die USA müssten begreifen, dass die Türkei als Partner unverzichtbar sei.
Der türkische Prediger Fethullah Gülen sei „ein zwielichtiger islamischer Mullah, der in Pennsylvania residiert“. Eine neue Diskussion um die Auslieferung Gülens entbrannte. Einige Tage danach fand die New York Times heraus, dass Flynns Beratungsfirma als Lobbyorganisation für die türkische Regierung in Erscheinung getreten war.
Der 20. Januar 2017, der Tag der Amtseinführung von Trump, dürfte auch für Michael Flynn ein denkwürdiger Tag werden.
De Maart

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