Trumps Frauen

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(Tageblatt)

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„Nikki“ und DeVos versprechen wenig Gutes.

Gleich mit zwei Frauen sollen die Gemüter ein wenig beruhigt werden. Vielfalt und Erneuerung haben sich Donald Trumps erste Kabinettsmitglieder jedoch nicht auf die Fahne geschrieben. Weder „Nikki“ Haley noch Betsy DeVos stehen für ein offenes oder weniger korruptes US-Politsystem. Die Trump’sche Floskel vom „Austrocknen des Sumpfes“ beweist sich bereits jetzt, wie so viele seiner markigen Wahlsprüche, als dreiste Lüge.

Das einzig Bunte an Nimrata „Nikki“ Randhawa Haley sind ihre indischen Wurzeln. Sie wird US-Botschafterin Samantha Power bei der UNO ersetzen, verfügt jedoch über keinerlei außenpolitische Erfahrung. Blickt man auf ihre politische Karriere, so zeigt sich schnell, weshalb Expats aus Indien oder Bürger mit indischen Wurzeln wenig mit Gandhi-Klischees und Flower-Power zu tun haben. Viele vertreten erzkonservative Ansichten. Indiens Premier hat die Politik der Intoleranz mittlerweile in der„Bharat Mata“, dem indischen Mutterland, so salonfähig gemacht, dass der indische Nationalismus unter Narendra Modi zur Normalität geworden ist.

Während die meisten darauf hinweisen, dass die 44-jährige „Nikki“ sich im Wahlkampf von Trump kurzfristig distanziert hatte und sogar mit Kritik an der umstrittenen Konföderierten-Flagge bei liberalen Geistern punktete, ist sie vor allem eins: eine waschechte Republikanerin, die sogar von Sarah Palin – ja, die Politikerin, die sich ihr Bio-Essen am liebsten mit der Pumpgun selbst schießt – unterstützt wird. Demnach dürfen sich alle weißen Männer, die sich von ihrer Regierung verlassen und vergessen fühlten, freuen. Ihre neue Stimme in der Welt der Diplomatie ist eine Frau, die Gewerkschaften, Homosexuellen und Flüchtlingen feindlich gesinnt ist … Nikki gehört außerdem zu dem von Trump im Wahlkampf heftig kritisierten Partei-Establishment: 2012 stand sie felsenfest hinter Mitt Romney, der mittlerweile das Gesicht der scheinheiligen „guten“ Republikaner ist – und als ernster Anwärter auf das Amt des Außenministers gilt. Auch dies ist einer der zahlreichen haarsträubenden Widersprüche von Trump.

Und dann wäre da noch die von Trump als Bildungsministerin designierte Milliardärin Betsy DeVos. Wer Haley noch nicht zum Establishment zählt, müsste als Trump-Wähler spätestens bei DeVos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Ihre Familie hat die Finger überall im Spiel: vom NBA-Team Orlando Magic über DP Fox Ventures bis hin zur Windquest Group … und Betsys Bruder ist übrigens ein gewisser Erik Prince. Sie erinnern sich vielleicht? Richtig, der Gründer von Blackwater USA (heute: „Academi“), dem privaten „Sicherheitsunternehmen“, dessen Söldner für die USA im Irak kämpften und Kriegsverbrechen begangen. Sie töteten mindestens 14 Zivilisten und gelten bis heute als einer der Schandflecken der US-Intervention im Irak.

Mit dem Sumpf austrocknen hat all dies wenig zu tun. Im Gegenteil. Aber die Frage bleibt, ob „The Donald’s“ Wähler ihm überhaupt aus diesem Verhalten einen Strick drehen wollen. Im Trump’schen Zeitalter kann noch so viel gelogen werden: Solange die emotionalen Parolen voll ins Schwarze treffen, ist der Populist von heute sicher.