/ Todesstrafe vor dem 18. Geburtstag
Die Justiz habe mehr als hundert Jugendliche zum Tode verurteilt, in den vergangenen zehn Jahren seien 73 von ihnen hingerichtet worden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Teheran verstoße damit gegen die UN-Kinderschutzkonvention, die Todesurteile gegen zur Tatzeit Minderjährige verbiete und die das Land schon vor zwei Jahrzehnten unterzeichnet habe, heißt es in dem Bericht.
Trotz einer Jugendstrafrechtsreform „liegt der Iran hinter der Welt zurück“, beklagte der Amnesty-Vizedirektor für den Mittleren Osten, Said Boumedouha. „Er behält Gesetze bei, die Todesurteile für Mädchen ab neun Jahren und Jungen ab 15 Jahren erlauben.“ Derzeit säßen im Iran mindestens 160 Menschen, die zur Zeit der Tat, die ihnen vorgeworfen wird, keine 18 Jahre alt waren, in den Todeszellen.
„Grausam, unmenschlich und entwürdigend“
Einige von ihnen seien schon seit mehr als zehn Jahren eingesperrt. Die Lage sei „alarmierend“, erklärte Boumedouha. Oft seien die jungen Menschen auf Grundlage teils durch Folter erzwungener Geständnisse verurteilt worden. Mehrfach seien schon Hinrichtungen angesetzt und erst im letzten Moment aufgeschoben worden, was „grausam, unmenschlich und entwürdigend“ sei.
Durch die Urteile würden den Menschen ihre kostbarsten Jahre geraubt. Amnesty forderte die Staatengemeinschaft auf, die Rückkehr des Iran auf die internationale diplomatische Bühne zu nutzen: Die Staats- und Regierungschefs müssten Teheran auf die Missstände hinweisen und dazu drängen, alle Todesurteile gegen Minderjährige in geringere Strafen umzuwandeln.
Präsident Ruhani hatte am Montag in Italien seine Europa-Reise begonnen – gut eine Woche, nachdem die Umsetzung des Atomabkommens festgestellt worden war. Am Mittwoch und Donnerstag ist er in Paris und trifft dort auch mit Frankreichs Präsident François Hollande zusammen.
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