Tage der offenen Tür der etwas anderen Art

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Wer am Wochenende mal keine Lust auf Kleider hat, aber trotzdem raus will, sollte "in die Gegend von Mamer". Dort laden die Naturisten zum Kennenlernen.

Es ist ein Tag der offenen Tür der etwas anderen Art. Man muss sich davor bei Armand Ceolin oder einem seiner Klubfreunde anmelden. Erst dann gibt es die Adresse für den Treffpunkt. Wieso diese Heimlichtuerei? „Sonst haben wir mehr Leute vor dem Zaun stehen als dahinter“, sagt Ceolin, der am Wochenende zu einem Tag der offenen Tür ohne Kleidung einlädt.

Wenn sie etwas nicht gebrauchen können, die Naturisten aus Luxemburg, ist es falsche Aufmerksamkeit. Sie wollen unter sich sein, gerne zu mehr, deswegen ja auch der Tag der offenen Tür, aber eben unter sich – und nackt. „In der Gegend von Mamer treffen wir uns.“ Wer den genauen Treffpunkt kennen will, muss Ceolin erst eine E-Mail schicken.

„Wir richten unser Leben danach aus“

Aber wieso Naturisten und nicht etwa Nudisten oder Naturalisten? Ceolin lacht. „Gleich aussehen tun wir ja, das stimmt.“ Der Nudist sei einfach nur gerne nackt. Zum Naturistendasein gehöre mehr dazu. Einiges mehr sogar. „Wir richten unser Leben danach aus.“ Es gehe um „Respekt vor sich selber, vor den anderen und vor der Natur“.

Rund 250 Leute sind in Luxemburg stolze Inhaber der Internationalen Naturisten-Lizenz und so auch im Luxemburger Verband. Dem wiederum gehören zwei Vereine an, darunter der von Ceolin, die „Sports et Loisirs Naturistes Luxembourg Asbl“. Ceolin schätzt die Zahl der Naturisten-Freunde in Luxemburg wesentlich höher ein. „Zehnmal mehr“ seien das, sagt er. Das sind die, die ihre Naturisten-Leidenschaft besonders im Urlaub ausleben, in Südfrankreich, Spanien, Kroatien und immer mehr auch in Italien.

Menschen seien „nicht mehr so religiös indoktriniert“

Die Tendenz habe sich da gedreht. Vor 20 Jahren, erinnert sich Ceolin, waren Naturisten vor allem Skandinavier oder Deutsche. Heute sind es immer mehr Südeuropäer. „Die Menschen dort sind nicht mehr so religiös indoktriniert wie noch vor einer Zeit, das macht freier, lässt die Tabus fallen“, ist der Luxemburger Naturist überzeugt.

Und wer macht das alles so in Luxemburg? Das sei genauso wie bei der Luxemburger Bevölkerung. Ungefähr die Hälfte seien Luxemburger. Den Rest machten die anderen Nationen aus, die hier leben. Bis auf den Club-Platz haben Naturisten im Großherzogtum nur wenige Treffpunkte. Einer ist der Camping „Fuussekauul“ in Heiderscheid, wo 85 bis 100 Stellplätze für Naturisten sind. „Super Anlage“, findet Ceolin.

Wer nur Sex sucht, wird enttäuscht

Was die Interessierten nun am Wochenende „in der Gegend von Mamer“, beim Tage der offenen Tür der Luxemburger Naturisten erwartet, erklärt Ceolin auch. „Unser Clubgelände, mit Clubhaus, Barbecue, viel Natur und Möglichkeiten für ein bisschen Sport – alles ungezwungen und ohne Druck.“

Eine Sache ist Ceolin am Ende noch wichtig. Denn es komme da immer wieder zu Missverständnissen. Das Ganze habe „null sexuelle Konnotation“. „Es ist nicht das, worum es uns geht.“ Herrscht dieses Vorurteil denn noch vor? „Ja, leider“, bedauert Ceolin. „Aber von beiden Seiten. Manchmal haben wir auch Gäste, die genau das suchen. Die müssen wir dann enttäuschen.“

Die Tage der offenen Tür finden am Samstag und Sonntag statt (17. und 18. Juni), jeweils von 14.00 bis 18.00 Uhr. Wer interessiert ist, soll eine E-Mail an slnl@pt.lu schicken. Dann gibt es die weiteren Infos.