Syrische Bloggerin war US-Amerikaner

Syrische Bloggerin war US-Amerikaner
(AP)

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Die lesbische syrische Bloggerin Amina Arraf hat nur in der Fantasie eines 40-jährigen Amerikaners existiert, der in Schottland lebt.

Der Mann räumte jetzt ein, dass er sich die Geschichten und Erlebnisse nur ausgedacht hat. Er habe damit die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge in dem nahöstlichen Land lenken wollen, erklärte der Blogger, der eigentlich Tom MacMaster heißt. „Ich wollte niemanden verletzen“, sagte er und bat um Verzeihung für seine Tat.

Der Blog über das angebliche Leben einer lesbischen, syrisch-amerikanischen Frau in Damaskus hatte schon kurz nach dem Start im Februar international für Aufmerksamkeit gesorgt. Neben Videoclips und erotischen Gedichten war da die Geschichte über eine Kindheit in Virginia und das tägliche Leben als lesbische Frau in Damaskus zu lesen, während dort die bis heute andauernden Unruhen begannen.

Alles überzeugend

Viele hielten das für authentische Berichte aus einem Land, aus dem sonst nur schwer Informationen zu bekommen sind. Auch ein Reporter der Nachrichtenagentur AP, der mit einer Person, die angab, Arraf zu sein, in Kontakt stand, fand die Darstellung durchaus überzeugend. Es schien die Geschichte einer Frau zu sein, die die gewaltsamen Ereignisse in Syrien selbst miterlebt.

Am 6. Juni hieß es in einem Post auf der Site von Arraf, der von einem Cousin stammen sollte, sie sei von Bewaffneten verschleppt worden. Im Internet wurde sofort Alarm geschlagen. Eine Seite „Free Amina Arraf“ auf Facebook fand sofort 14.000 Anhänger. Das US-Außenministerium kündigte an, die Identität der Frau zu klären.

Keinerlei Spuren

Spätestes da wurde es für MacMaster eng. Im Internet hatten aber zuvor auch schon einige Zweifel geäußert, ob es Arraf wirklich gibt. Und in Virginia, wo Arraf ausgewachsen sein soll, fanden sich keinerlei Spuren. Auch gab es offenbar niemanden, der je Arraf persönlich kennengelernt hatte. Dann fanden einige Interessierte heraus, dass die IP-Adresse von Arraf zur Universität von Edinburgh in Schottland gehört und von MacMaster genutzt wurde.

Dann meldete sich auch noch eine Britin, Jelena Lecic, und erklärte, auf den Fotos von „Amina“ auf Facebook sei sie zu sehen. Den Diebstahl der Bilder habe sie erst bemerkt, als sie sie in einer Zeitung gesehen habe. MacMaster stritt zunächst trotzdem alles ab und entschuldigte sich erst am Sonntag in Aminas Blog.

Gleiche Geschichte

Aber MacMaster ist nicht der einzige Mann, der sich als Bloggerin ausgibt oder ausgegeben hat. Wie die Zeitung „Washington Post“ berichtete, handelt es sich auch bei der Bloggerin „Paula Brooks“ um einen Mann, und zwar einen 58-jährigen ehemaligen Angehörigen der US-Luftwaffe namens Bill Graber. Als Paula Brooks hatte er einige der Äußerungen von Arraf auf einer lesbischen Nachrichtenseite verbreitet. Auch Graber entschuldigte sich und erklärte, er habe mit dazu beigetragen, MacMaster zu enttarnen.
Schwulenrechtsaktivisten und Blogger werfen MacMaster nun vor, der ganzen Sache schweren Schaden zugefügt zu haben.