/ Strauss-Kahn zurück in Frankreich
Was kann Dominique Strauss-Kahn nach seiner Rückkehr in die Heimat Frankreich eigentlich noch werden? Präsidentengattin Carla Sarkozy hat, zumindest in der Fantasie einiger Spötter, eine gute Idee: Der über eine Sex-Affäre gestürzte IWF-Chef sollte Botschafter in Swasiland werden. Das afrikanische Miniland ist für Tänze barbusiger Jungfrauen vor ihrem König bekannt.
Dieses Szenario beschreibt das Satireblatt „Canard Enchaîné“ in seinem fiktiven „Tagebuch der Carla B.“. Es zählt zu den wenigen, die die sogenannte DSK-Affäre noch mit Humor nehmen.
Fremdschämen
Bei den Linken, die Strauss-Kahn schon als nächsten Präsidenten Frankreichs sahen, herrscht eine seltsame Mischung aus Genervtheit und Fremdschämen. Die anfängliche Erleichterung, dass der Justizkrimi in den USA nun ein Ende hat, ist der Sorge um den eigenen Wahlkampf gewichen.
Was, wenn Strauss-Kahn sich nun wieder in die Politik hineindrängen will? Vielen Sozialisten wäre es vermutlich am liebsten, ihr einstiger Star würde sich mindestens bis nach den Wahlen in seine Ferienresidenz in Marrakesch zurückziehen und in den Medien möglichst nicht mehr auftauchen.
Distanz
Parteichefin Martine Aubry hatte hartnäckig auf die Unschuldsvermutung verwiesen, solange das Gerichtsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung in den USA noch lief. Doch nun distanzierte sie sich deutlich: „Ich denke dasselbe wie viele Frauen, mit Blick auf Strauss-Kahns Verhältnis zu den Frauen“, sagte sie.
Denn auch wenn das Verfahren wegen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Zeugin eingestellt wurden, bleiben die Fakten: eine sexuelle Begegnung des damaligen IWF-Chefs, die mit Spermaflecken auf der Uniform des Zimmermädchens und dem Teppich endete.
Geschwiegen
„Man kann wohl davon ausgehen, dass eine Dauer von „sieben bis neun Minuten“ keine Zeit zum Flirten lässt, und wenn es ein Einverständnis gegeben hat, dann waren die Verhandlungen wohl äußerst kurz“, kommentiert Christophe Barbier, Chefredakteur der linken Zeitschrift „L’Express“, trocken.
Strauss-Kahn habe es in jedem Fall an Respekt gegenüber Frauen mangeln lassen und außerdem das Ansehen Frankreichs im Ausland beschädigt, schreibt er. Gerettet habe ihn allein das Schweigerecht. Wenn er in Frankreich je wieder ernst genommen werden wolle, dann müsse er sich endlich zu dem Fall äußern, sich reumütig zeigen und Besserung geloben. „Das Wählergedächtnis ist so kurz, das es manchmal einer Amnestie gleichkommt“, meint Barbier.
Probleme
Allzu schnell dürfte Strauss-Kahn die Rückkehr in die Politik nicht wagen. Zunächst mal stehen weitere juristische Scherereien an: In Frankreich laufen Vorermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung einer jungen Autorin vor acht Jahren. Und in der New Yorker Zimmermädchen-Affäre steht noch der Zivilprozess aus.
Das größte Problem für Strauss-Kahn dürfte aber der massive Schwund seiner Anhänger sein. Denn die haben sich mittlerweile zu großen Teilen auf die beiden verbliebenen Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Linken verteilt, Martine Aubry und François Hollande. Wenn schon Swasiland keine ernsthafte Option ist, bliebe dem gestürzten Liebling der Linken nur das Domizil in Marrakesch.
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