Muslimischer Gebetsraum auf Korsika verwüstet

Muslimischer Gebetsraum auf Korsika verwüstet
(AFP/Pierre-antoine Fournil)

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Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es nach einer Demonstration zu anti-muslimischen Ausschreitungen gekommen

Eine Gruppe radikaler Demonstranten verwüstete nach Angaben der Polizei am Freitagabend einen Gebetsraum für Muslime in einem Brennpunktviertel der Hauptstadt Ajaccio. Hintergrund waren demnach Krawalle junger Bewohner in der vorangegangenen Nacht, bei denen ein Polizist und zwei Feuerwehrmänner verletzt worden waren.

Hunderte Demonstranten waren am Freitag zunächst in das Viertel gezogen, um gegen die Vorfälle vom Vorabend zu protestieren. Es herrschte eine aufgeheizte Stimmung. Immer wieder wurden Rufe wie „Araber raus“ und „Wir sind hier Zuhause“ laut, die Demonstranten gaben sich entschlossen, die Urheber der Unruhen vom Vortag ausfindig zu machen. Viele Bewohner der Siedlung trauten sich nicht mehr auf die Straße.

Vermummte

Laut Polizei scherte eine kleine Gruppe aus der Demonstration aus, schlug die Glastür zum benachbarten Gebetssaal ein und verwüstete den Raum. Sie versuchten, mehrere Bücher anzuzünden, darunter auch Koranausgaben. In der Nacht davor hatten sich junge Vermummte stundenlange Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften geliefert.

Nach Angaben des korsischen Unterpräfekten hatten die Jugendlichen zuvor bewusst ein Feuer gelegt, um Feuerwehr und Polizei in die Siedlung zu locken. Bei deren Eintreffen wurden sie mit Wurfgeschossen empfangen, anderen gingen sofort auf die Beamten los. Erst nach knapp drei Stunden war die Situation wieder unter Kontrolle.

„Rassistisch“

Premierminister Manuel Valls verurteilte scharf die Angriffe vom Donnerstag und Freitag. „Nach der unannehmbaren Attacke auf Feuerwehrleute eine unannehmbare Schändung eines muslimischen Gebetsorts“, schrieb Valls auf Twitter. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von „ausländerfeindlichen und rassistischen“ Ausschreitungen, die nicht ungestraft bleiben dürften.

Der Präfekt von Korsika, Christophe Mirmand, kündigte an, alle Urheber der Gewalt zur Verantwortung zu ziehen. Führende Vertreter der muslimischen Gemeinden riefen zur Ruhe auf. Der Rektor der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sagte im Fernsehsender BFMTV, er sei „bestürzt und traurig“. Wichtig seien jetzt „Ruhe, Gelassenheit und Beruhigung“.

Aus Sorge vor weiteren Zwischenfällen wurden die nächtlichen Patrouillen in dem Viertel verstärkt. Vor allen muslimischen Gebetsstätten der korsischen Hauptstadt sollten Sicherheitskräfte eingesetzt werden.